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Bergwälder

Mit zunehmender Höhe verändern sich wesentliche Standortbedingungen für Waldbäume wie Feuchtigkeit, Temperatur, Trockenheit, Nährstoffe (vgl. Wälder) und somit auch die Zusammensetzung der Wälder. Ab einer Höhe von etwa 500 m (abhängig von Region und Hangausrichtung) können sich verschiedene Waldgesellschaften bilden, die als Bergwälder bezeichnet werden.
Sie erstrecken sich über drei verschiedene Vegetationsstufen: die Bergwaldübergangsstufe (submontan), die Bergwaldstufe (montan) und die Kampfwald- oder Krummholzstufe (subalpin). Die Waldgrenze, ab der sich kein typischer Wald mehr ausbilden kann, liegt in den Zentralalpen bei 2.200 – 2.400 m Höhe, in den Randalpen etwa bei 1.900 m. Sie trennt die subalpine Vegetationsstufe von der baumlosen, alpinen Stufe. Durch Beweidung wird die Waldgrenze häufig nach unten verlagert.
Die folgende Beschreibung bezieht sich nur auf Bergwälder, die in Deutschland und in den angrenzenden Alpengebieten vorkommen.

Buchen, Tannen, Fichten

Die in Mitteleuropa weit verbreiteten Buchenwälder der Ebene und des Hügellandes werden in der unteren Bergwaldstufe mehr und mehr von der Weißtanne durchsetzt. Mit zunehmender Höhe wird ihr Anteil immer größer, wobei noch die Fichte hinzukommt. Deswegen spricht man auch von Buchen-Tannen-Fichten-Bergmischwäldern. Typische Begleitpflanzen dieser „nahrhaften“ Wälder sind Heidel- und Preiselbeeren, die in vielen alpinen Regionen auch geerntet und verkauft werden. Außerdem kommen noch Seidelbast (den man besser nicht essen sollte!), Schwarze Heckenkirsche, Hainsimsen, Farne und Waldmeister vor.

Rotbuche, Bergahorn

In wintermilden, schneereichen Gebirgsteilen können sich Laubbäume besser durchsetzen als die Nadelbäume. Hier findet man Bergahorn-Buchenwälder aus Rotbuche und Bergahorn sowie einzelne Tannen, Fichten und Ebereschen. Im halbschattigen Unterwuchs dieser Wälder kommen viele großblättrige Hochstauden vor, z.B. BergsauerampferPlatanenblättriger Hahnenfuß, Alpenfrauenfarn, Alpenmilchlattich, Weißer GermerAkeleiblättrige WiesenrautePestwurz und Alpendost.

Ahorn, Eschen

An nördlichen Hängen und in nördlich ausgerichteten Schluchten findet man Schatthang- und Schluchtwälder, die zwar keine ausgesprochenen Bergwälder sind, jedoch auch im Gebirge bis in etwa 1.200 m Höhe vorkommen können. Diese sind hoch- und starkwüchsige Ahorn-Eschenwälder aus Bergahorn, Esche, BergulmeSpitzahorn und Sommerlinde.

Fichten

Natürliche Fichtenwälder sind nicht mit angepflanzten Fichtenforsten zu verwechseln, die mittlerweile einen großen Teil der Wälder in Deutschland einnehmen. Die natürlichen Standorte für Fichtenwälder finden sich ab etwa 800 m Höhe in der unteren Bergwaldstufe, dort, wo die Konkurrenzkraft der Buche nachläßt. Sie reichen bis in die Kampfwaldstufe in eine Höhe von etwa 1.900 m. Weitere Baumarten, die mit einer geringeren Anzahl in Fichtenwäldern vorkommen, sind Rotbuche, Tanne, Bergahorn und Eberesche. Auch in diesen Wäldern finden sich Heidel- und Preiselbeeren, außerdem Wolliges Reitgras, viele Moosarten mit sehr interessanten Namen (z.B. Wellenblättriges Schiefbüchsenmoos, Dreilappiges Peitschenmoos), Hasenlattich, Quirl-Weißwurz, Waldhainsimse, DornfarnRippenfarn, Schattenblume und Sauerklee. Insgesamt ist die Krautschicht in den Fichtenwäldern jedoch weniger artenreich als in den Tannen-Mischwäldern.

Kiefern

Kiefernwälder sind in den Gebirgen meist nur kleinflächig zu finden. Kiefern sind außerordentlich genügsam und können auch noch Standorte besiedeln, die für andere Baumarten zu trocken und zu nährstoffarm sind.

Lärchen

Lärchen-Arvenwälder kommen in der oberen Bergwaldstufe vor und können bis in die Kampfwaldstufe hinein reichen. Sie wachsen auch noch dort, wo es für die Fichte bereits zu kalt ist. Lärchen und Arven (oder Zirbelkiefern) sind gegen scharfe Fröste unempfindlich und können noch in Höhen bis 2.450 m wachsen. Um größeren Frostschäden zu entgehen, wirft die Lärche ihre frostempfindlichen Nadeln im Herbst ab. Zuvor färben sie sich leuchtend gelb, was zusammen mit der roten Färbung der Zwergstrauchheiden sehr eindrucksvoll wirkt. Die Arve behält ihre Nadeln und erhöht deren Frostresistenz so weit, dass sie bis – 40 °C ohne Schaden überstehen können. Da die Vegetationszeiten im Hochgebirge nur kurz sind, wachsen Arven hier sehr langsam. Bis sie in der oberen subalpinen Stufe eine Wuchshöhe von 10 m erreichen, müssen mindestens 100 Jahre vergehen. Das Holz der Arven wächst entsprechend dicht und ist sehr hart. Die Bäume können bis zu 1.000 Jahre alt werden. 
Die Lärchen-Arvenwälder sind lichte Wälder mit einem üppigen Unterwuchs aus Alpenwaldrebe, Krähenbeere, Zwergwacholder, Rauschbeere, Gamsheide, Alpenrose und Heidelbeere. Die Verbreitung der Arven wird durch den Tannenhäher gefördert, der im Herbst viele Vorratslager anlegt, in denen insgesamt bis zu 10.000 Samen pro Saison versteckt sein können. Da die Vögel nicht alle Vorratslager im Winter nutzen, können die Samen im Frühjahr keimen.

Vögel

Viele Tierarten haben sich auf die natürlichen Bergwälder mit ihren charakteristischen Pflanzen und Lebensbedingungen spezialisiert. Sommer- und Wintergoldhähnchen, Hauben- und Tannenmeise, Fichtenkreuzschnabel, Tannenhäher, Rauhfuß- und Sperlingskauz, Zitronengirlitz, Waldschnepfe, Auerhuhn, Birkhuhn und Dreizehenspecht profitieren von Tannen-Buchenwäldern und Fichtenwäldern. In Schluchtwaldbereichen kommen spezialisierte Arten vor, die besonders an Feuchte angepasst sind. Das Haselhuhn nutzt diese Wälder als Teillebensraum.

Insekten

Viele wirbellose Tiere kommen nur in Bergwäldern vor. Hierzu gehören vor allem viele Bock- und Laufkäferarten sowie zahlreiche Spinnenarten.

Säugetiere

Der Lebensraum steckt bei Alpenspitzmaus und Alpenfledermaus bereits im Namen. Letztere bewohnt Felsspalten und Baumhöhlen. Sie siedelt in Gebirgen bis zu einer Höhe von 2.600 m und jagt in der Abenddämmerung an Waldrändern, Almhütten oder auf Bergwiesen.

Auch Reh- und Rotwild sind Bewohner der Bergwälder. Ebenso können Gemsen hier angetroffen werden, wobei diese eher Gebiete oberhalb der Baumgrenze bis in die Felsregionen hinein bevorzugen.

Wintersport, Landsport

Bergwälder haben aufgrund ihrer Schönheit und Vielfältigkeit einen hohen Freizeitwert. Hier ausgeübte Natursportarten umfassen Wandern, Joggen, Mountainbiking, Reiten, Ski fahren und Tourenskigehen. Auch Zustiege zu Kletterrouten und Skipisten können durch Bergwälder führen. Mögliche Folgen sind direkte und indirekte Störungen von Tieren.

Betroffene Tierarten

 

Stark gefährdet

Intakte Gebirgswälder schützen Siedlungen, landwirtschaftliche Flächen und Verkehrswege vor Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlag, Erdrutschen und Hochwasser. Weite Teile der Alpen wären ohne diesen Schutzwald unbewohnbar.

Leider ist der Zustand der Bergwälder in zunehmendem Maße besorgniserregend. Alle Bergwaldlebensräume werden in der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands als „stark gefährdet“ und „gefährdet“ aufgeführt. Verkehrseinrichtungen, touristische Infrastruktur und Siedlungsentwicklung lassen Bergwälder schrumpfen. Über 12.000 Schlepplifte und 40.000 Skipisten beanspruchen bisher Flächen in den Alpen und trotz gegenteiliger Beteuerungen ist die Erschließung weiterer Skigebiete nicht abgeschlossen, sondern wird weiter forciert.

Skipisten

Der Bau von Skipisten hat die direkte und indirekte Zerstörung von Bergwaldarealen zur Folge. Der Schutzwaldgürtel wird für Liftanlagen und Pisten breitflächig durchschnitten und zerstört. Die neuen Randbäume an den Pisten besitzen keine Äste, da sie vor der Abholzung im dichten Waldbestand gewachsen sind. Schädigungen des Stammes durch direkte Sonneneinstrahlung sind möglich, Wind und Sturm können direkt angreifen. Entlang der neuen Piste kann es zu Erosionen bis in die Waldränder hinein kommen. Eine mechanische Schädigung des Waldes, der Wurzeln und des Jungwuchses durch Variantenskifahrer*innen und Skibergsteiger*innen ist nicht immer auszuschließen.

Saurer Regen

Ein weiteres Problem für Bergwälder entsteht durch sauren Regen, durch Autoabgase und andere Luftschadstoffe. Sie bedrohen den Schutzwald, indem sie die Bäume auf Dauer schädigen. Besonders die Tanne wird durch Schadstoffe überdurchschnittlich stark in Mitleidenschaft gezogen. Jährlich kommen über 40 Mio. Tourist*innen in die Alpenregion, zusätzlich überqueren Hunderttausende Tourist*innen das Gebirge auf ihrer Fahrt in den Süden und zurück, unzählige LKW durchqueren mit ihren Frachten die Alpen.

In bestimmten Gebieten ist der Wald fast vollständig krank, viele Bäume sind bereits abgestorben. Die Wiederaufforstung gestaltet sich schwierig, da die Böden bereits auf lange Sicht versauert sind. Als Folge zu hoher Wildbestände kommt hinzu, dass die jungen Bäumchen vom Wild verbissen werden und nur in beschränktem Maße heranwachsen können. Dies führt zu einer Überalterung der Bestände.