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Alpine Wiesen und Rasen

Die Wiesen Mitteleuropas sind zum größten Teil vom Menschen geschaffen und als solche Sekundärbiotope von der Bewirtschaftung durch Menschen abhängig. Natürliche Wiesen, sogenannte Urwiesen, finden sich nur dort, wo keine Bäume oder Sträucher wachsen können: in regelmäßig überschwemmten Bereichen von Flussniederungen, am Rand von Sumpf- und Moorgebieten und oberhalb der Baumgrenze in den Alpen.

Die Wiesen, die wir heutzutage unterhalb und oberhalb der Baumgrenze finden, sind nicht alle natürlichen Ursprungs. Durch die seit Jahrhunderten betriebene Almwirtschaft sorgt das Weidevieh dafür, dass unterhalb der natürlichen Baumgrenze keine Bäume wachsen können, so dass wir bereits Bergweiden vorfinden, wo eigentlich noch Wald wachsen würde. Die Almwiesen und -weiden (Hochgebirgswiesen) unterscheiden sich in der Zusammensetzung der Pflanzenarten von den unbewirtschafteten, natürlichen Gebirgsrasen (alpine Matten).

Flora

Almwiesen und -weiden (Hochgebirgswiesen) entstehen durch die landwirtschaftliche Nutzung. Durch Beweidung verändert sich die Pflanzenzusammensetzung: Pflanzen, die vom Vieh gerne gefressen werden, verschwinden als erstes; nicht schmackhafte oder giftige Arten wie Germer, Eisenhut, Arnika, Punktierter Enzian, Wollige und Stachelige Kratzdistel können sich hingegen ausbreiten. Trittempfindliche Pflanzenarten können sich nur noch in Randbereichen behaupten. An den Stellen, wo sich Mist ansammelt, kommen die Arten der Lägerfluren hinzu. In höheren Lagen werden beweidete Rasen oft vom Borstgras beherrscht, da es trittunempfindlich ist, sich durch Ausläufer stark vermehren kann und nicht gefressen wird.

Man unterscheidet Almwiesen, die zur Heugewinnung bewirtschaftet werden, von Almweiden, die beweidet werden.

Milchkraut- oder Alpenfettweiden mit Rauhem Löwenzahn, Goldpippau, Weißklee, Alpenrispengras und Alpenlieschgras sind sehr nährstoffreich. Man findet sie auf 1.400 - 2.300 m Höhe.

Goldhaferwiesen wachsen in tieferen Lagen, zwischen 700 und 1.850 m Höhe. Sie sind enorm artenreich und bilden außerordentlich farbenfrohe Blütenteppiche (vgl. Wirtschaftswiesen).

Bachkratzdistelwiesen finden sich eher an feuchten Stellen in Talregionen. Neben der Bachkratzdistel wachsen dort Sumpfdotterblume, Sumpfvergissmeinnicht, Wiesenknöterich, Bachnelkenwurz, Sumpfschachtelhalm, SchwalbenwurzenzianTrollblumeund Breitblättriges Knabenkraut.

Fauna

Da die Standorte von Gebüschen, Zwergstrauchheiden, Hochstaudenfluren, Gebirgsrasen sowie Almwiesen und -weiden oberhalb der Baumgrenze stark miteinander vernetzt sind, ist es kaum möglich, spezielle Lebensräume einzelner Tierarten abzugrenzen. Die verschiedenen Biotope sind durch die mosaikartige Verteilung in ihrer Gesamtheit von hoher Bedeutung für die Tierwelt.

Die Beschreibung der Fauna ist hier zusammengefasst.

Gebirgsrasen oberhalb der Baumgrenze werden auch als alpine Matten bezeichnet. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt etwa zwischen 2.000 und 3.000 m in der oberen Zwergstrauch- und Grasheidenstufe und in der unteren Stufe der polster- und teppichbildenden Pflanzen (vgl. Hochgebirge). Ab etwa 2.500 m Höhe wird die Vegetation sehr lückig und es können sich keine zusammenhängenden Rasen oder Wiesen mehr ausbilden. Weiter unten dominieren die Zwergstrauchheiden, die Gebüsche und der Bergwald.

In dieser Höhe ist die Vegetationszeit kurz. Mindestens acht Monate lang sind die Flächen schneebedeckt und in weniger als 100 Tagen müssen die Pflanzen der Gebirgsrasen blühen, Frucht oder Samen bilden (sich vermehren) und Reservestoffe speichern. Trotzdem findet sich hier eine erstaunliche Artenvielfalt. Die verschie­denen Ausprägungen der alpinen Matten beherbergen insgesamt etwa 800 verschiedene Pflanzenarten, wobei nicht alle diese Pflanzen ausschließlich nur im Hochgebirge vorkommen. Viele Arten wachsen auch im Tiefland, dort aber aufgrund der besseren Vegetationsbedingungen mit verändertem Aussehen.

Obwohl sich innerhalb der Gebirgsrasen verschiedene typische Pflanzengesellschaften abgrenzen lassen, findet man diese nur selten in großen, zusammenhängenden Flächen (mit Ausnahme der Krummseggenrasen). Ein vielfältiges Mosaik der Standorte ist charakteristisch für das Hochgebirge. Typische Rasenstandorte bilden in Verbindung mit Lawinenrinnen, Felsen, Hangquellen, kleinen und größeren Rinnsalen und Bächen, Schuttflächen, Gebüschen, Zwergstrauchheiden und Schneetälchen ein einzigartiges und vielfältiges Mosaik unterschiedlichster Lebensräume.

Gebirgsrasen auf kalkhaltigen bzw. kalkarmen Standorten werden von unterschiedlichen Arten besiedelt. Zu den kalkliebenden Rasen zählen die Blaugrasrasen, die Rostseggenrasen, die Polsterseggenrasen und die Nacktriedrasen. Zu den Rasen der kalkarmen oder nährstoffarmen Standorte gehören die Borstgrasrasen und die Krummseggenrasen.

Wandern, Mountainbiking, Skipisten, Kunstschnee

Auch die alpinen Matten, Almwiesen und -weiden werden durch Freizeitnutzung beeinflusst. Wiesen und Rasen sind jedoch in viel stärkerem Maße trittempfindlich als Heiden und Gebüsche. Die häufig begangenen bzw. mit Mountainbikes befahrenen Wege und Steige können durch Regenfälle außerordentlich stark ausgespült werden. Dadurch entstehende Erosionsrinnen weiten sich schnell und flächig aus, wenn nicht rechtzeitig Maßnahmen dagegen ergriffen werden.
Der Bau von Skipisten oberhalb der Waldgrenze erhöht ebenfalls die Erosionsgefahr und hat starke Veränderungen der Vegetation zur Folge. Durch das Präparieren der Pisten mit Maschinen und die künstliche Beschneiung wird die Dauer der Schneebedeckung verlängert. Dies hat eine Verkürzung der Vegetationsdauer zur Folge, wodurch die Artenzahlen der Pflanzen und damit auch die Zahl der dort lebenden Tierarten verringert werden. Die Pflanzen, die diese Bedingungen überleben, reagieren mit verringerter Blütenbildung.
Kunstschnee mit entsprechenden Zusätzen kann zur Düngung der Flächen beitragen, wodurch viele Pflanzenarten dieser natürlicherweise nährstoffarmen Flächen verschwinden. Das Gleiche gilt für das Ausbringen von Düngegemischen und nicht standortgemäßen Saatgutmischungen im Frühjahr nach der Schneeschmelze. Dies wird häufig durchgeführt, um die stark beeinträchtigten Pistenflächen wieder zu „begrünen“. Diese Maßnahmen dienen zwar bedingt dem Erosionsschutz, haben aber eher mit optischen als mit ökologischen Gesichtspunkten zu tun.
Einmal beschädigt, braucht die Vegetation oberhalb der Baumgrenze sehr lange, um sich wieder zu regenerieren, da die Vegetationszeit kurz ist und die starke Erosion eine Wiederbesiedlung erschwert.

Betroffene Tierarten

Blaugras-Horstseggenrasen

Blaugras-Horstseggenrasen wachsen auf sonnigen Standorten, die zeitig im Jahr schneefrei werden. Der Boden muss kalkreich und flachgründig sein. Im Sommer kann er leicht austrocknen. An steileren Stellen können kleinere Flächen als Folge von Frostwechsel und wechselnder Bodennässe abrutschen. Dadurch erscheinen die Blaugrasrasen fast treppenartig. Die Wurzeln von Blaugras und Horstsegge wirken als „Feinerdefänger“ und unterstützen dadurch die Bodenbildung. Blaugras- und Horstseggenrasen sind artenreich und blühen in vielen Farben. Neben den namengebenden Gräsern finden sich dort z.B. WundkleeSonnenröschenHabichtskrautEdelweiß, Teufelskralle, Kugelblume, verschiedene Enziane und Läusekraut. Die Blaugrasrasen werden zusätzlich von vielen Zwergstraucharten durchsetzt. Viele der dort vorkommenden Pflanzen sind durch Sonderbildungen an Hitze und Trockenheit gewöhnt.

Rostseggenrasen

Rostseggenrasen sind kälteempfindlich und brauchen im Winter eine ausreichend dicke Schneedecke. Anders als die Blaugrasrasen ertragen sie im Frühjahr eine länger andauernde Schneeauflage. Sie brauchen viel Bodenfeuchtigkeit und kommen bevorzugt auf nährstoffreichem tonig-mergeligem Kalk und Schiefer in regenreichen Randlagen der Alpen vor. Diese Rasen wachsen eher im unteren Teil der alpinen Stufe sowie in waldfreien Bereichen der subalpinen Stufe. Sie sind sehr dicht und kräftig. Ihre hängenden Blätter verwandeln den Hang in eine sehr glatte Fläche, auf der im Winter und Frühjahr leicht Grundlawinen abgehen und im Sommer unvorsichtige Bergsteiger ausrutschen können. Rostseggenrasen bestehen fast ausschließlich aus Gräsern und Kräutern; Zwergsträucher kommen nur sehr selten vor. Zur Rostsegge gesellen sich zahlreiche farbenprächtig blühende Arten wie TragantSterndoldePippau, Flockenblume, Anemonen und Orchideen. Häufig finden sich Übergänge zu alpinen Hochstaudenfluren.

Polsterseggenrasen

Polsterseggenrasen wachsen auf steinig-felsigen Hängen von Kalk und Dolomit. Sie besiedeln flachgründige, sehr humusarme Böden. Polsterseggenrasen werden als Pioniergesellschaft eingestuft, d.h. sie sind die ersten Pflanzen, die noch fast nackte, vegetationsfreie Fels- und Gesteinsbereiche besiedeln und zur weiteren Bodenbildung beitragen. Mit der Zeit werden sie von stabileren Pflanzengesellschaften abgelöst. Da jedoch die Entwicklung in den Hochlagen der Gebirge sehr langsam vor sich geht, können sich Polsterseggenrasen oft jahrelang behaupten. Zu den Polsterseggenrasen gehören viele halbkugelige, frost- und trockenresistente Polsterpflanzen, die in den feinen Spalten wurzeln können. Polstersegge, Silberwurz, Hungerblümchen, Steinbrech, Enzian, Mannsschild, Leimkraut, Kugelblume, Schafgarbe und Orchideen gehören zu diesem Gebirgsrasentyp, der dem Blaugrasrasen recht ähnlich ist.

Nacktriedrasen

Nacktriedrasen sind die wahren Überlebenskünstler der Gebirgsrasen. Sie besiedeln windumtoste Grate, Buckel und Felskämme, die im Winter meist schneefrei sind. Die Pflanzen sind hier dem bissigsten Frost ausgesetzt. Der Boden ist felsig mit extrem wenig, aber feinerdereichem Humus. Wichtig für die Besiedlung durch das Nacktried sind Spalten und Risse im Gestein, in die die Wurzeln eindringen können. Die feinverzweigten, zähen Wurzeln des Nacktriedes schützen die karge Erdschicht vor Windabtragung. Neben dem leuchtendbraunen Nacktried kommen noch weitere extrem kälte- trockenheits- und windresistente Pflanzen wie Gletschernelke, gelbes Schneefingerkraut, Einköpfiges Berufkraut, Spitzkiel, Gewöhnliche Alpenscharte und verschiedene Strauchflechtenarten vor.

Borstgrasrasen

Borstgrasrasen kommen in den unteren Lagen der alpinen Stufe auf bodensauren Standorten vor, hauptsächlich in den regenreichen Randalpen. Da das Borstgras trittfest ist und vom Weidevieh verschmäht wird, kann es sich vor allem auf beweideten Flächen rasch und gründlich gegen andere Gebirgsrasentypen durchsetzen. Es gilt daher auch als Weideunkraut. Borstgrasweiden sind insgesamt recht artenarm. Neben dem Borstgras kommen im allgemeinen noch einzelne Kräuter und Gräser anderer Gebirgsrasentypen vor, die durch die Beweidung hier verdrängt wurden.

Krummseggenrasen

Krummseggenrasen sind die wichtigsten Rasen der Urgesteinsalpen. Sie können durchaus größere, zusammenhängende Flächen einnehmen. Die Halme der Krummsegge besitzen eine lockig gedrehte Spitze, die fast immer abgestorben ist. Aus diesem Grund wirken Krummseggenrasen mit ihrer bräunlich-dürren Farbe sehr karg und eintönig. Tatsächlich werden sie weder vom Weidevieh noch vom Wild gerne beweidet. Diese Flächen haben keinen dem Blaugras- oder Polsterseggenrasen vergleichbaren Blütenreichtum. Nur vereinzelt blühen darin Schweizer Löwenzahn, Bergwohlverleih, Goldfingerkraut, Krainer Greiskraut, Zwergaugentrost, Maßliebchen Ehrenpreis, Bart-Glockenblume und Teufelskrallenarten.