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Uhu

Uhu (Bubo bubo)
Rote Liste Deutschland 2007: Die Art ist derzeit nicht gefährdet.
Der Uhu war Vogel des Jahres 2005.

Der Uhu ist die größte Eule der Welt. Mitte des 20. Jahrhunderts war der Uhu in Deutschland fast ausgerottet. Jahrhundertelang wurde der Uhu durch Jäger verfolgt, die in ihm einen Konkurrenten in der Niederwildjagd sahen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Schussgelder gezahlt. Zudem wurden im 19. Jahrhundert immer mehr Junge aus Nestern entnommen und als Lockvögel für die Hüttenjagd auf Raben- und Greifvögel eingesetzt: Hier diente ein lebender, vorab ausgehorsteter Uhu zum Anlocken von Krähen, die auf den Uhu herabstoßen und ihn angreifen. Diese wurden dann geschossen.

1934 wurde der Uhu zwar gesetzlich vor weiterer Verfolgung geschützt, aber es gab längst zu wenig Uhus, um die früheren Verluste ausgleichen und den Aussterbeprozess aufhalten zu können. In Deutschland konnten sich kleine Restvorkommen in Thüringen, Sachsen sowie im bayerischen Alpenraum halten. Durch strengen Schutz, Sicherungsmaßnahmen für die letzten verbliebenen Neststandorte und gezielte Auswilderung von Nachzuchten gelang es, die verbliebenen Vorkommen zu sichern. Ehemals besiedelte Bereiche wurden sukzessive wiederbesiedelt. Zwischen 1974 und 1994 wurden in Deutschland in geeigneten Gebieten fast 3.000 Vögel ausgewildert.

Der Uhu kommt in Mitteleuropa vor allem in den Mittelgebirgen und im Alpenraum vor, breitet sich seit einigen Jahren aber auch ins norddeutsche Tiefland aus. Der Bestand in Mitteleuropa beträgt ca. 2.400 – 3.100 Brutpaare (Bauer et al. 2005), davon 2.100 – 2.500 in Deutschland (Sudholdt et al. 2013).

Verbreitung

Der Uhu kommt weltweit mit 20 Unterarten vor, die in Größe und Färbung stark variieren. Das Verbreitungsgebiet des Uhus reicht von Südwesteuropa, Nordafrika, Mittel- und Nordeuropa bis nach Sibirien, Arabien, Indien und China.

Felsen, Wald, Gewässer

In der Urlandschaft besiedelte der Uhu natürliche Felsbänder in den Urstromtälern. Das erklärt auch heute seine Vorliebe für wasserreiche Gebiete und Felsen, die aus der natürlichen Waldlandschaft herausragen. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Uhus erstreckte sich über die felsreichen Mittelgebirge und entlang des Alpenrandes. Erst mit der Öffnung der Waldlandschaft durch den Menschen und der Schaffung von Steinbrüchen als Sekundärlebensräume hat er sich in der Kulturlandschaft ausgebreitet.

Dabei ist der Uhu in seinem weiten Verbreitungsgebiet sehr anpassungsfähig. Er besiedelt Laub- und Nadelwald, Strauch- und Heckengebiete, Wald- und Grassteppen, Städte und reich strukturiertes Kulturland. Auch in Fels- und Sandwüsten gibt es Uhus. Dort sind auch seine Beutetiere aufgrund der tagsüber vorhandenen Hitze nachtaktiv.

Der Uhu ist kein Lebensraum-Spezialist. Optimale Lebensräume beinhalten jedoch Felsen mit freiem Anflug für die Horstanlage, nicht zu große Wälder als Tageseinstand, wo sie Schutz suchen können, Freiflächen und ganzjährig eisfreie Gewässer als bevorzugtes Jagdgebiet. In nahrungsreichen Lebensräumen erreicht der Uhu bei entsprechend günstiger Verteilung von potentiellen Felsbrutplätzen (z.B. in der Eifel) eine hohe Dichte. In den Alpen lebt er auch oberhalb der Waldgrenze. Dort sind seine Reviere mit 20 – 30 km² aufgrund der geringeren Nahrungsverfügbarkeit sehr groß gegenüber ca. 5 km² in der reich strukturierten Kulturlandschaft unserer Mittelgebirge.

Luftsport, Klettern

Das Weibchen reagiert sehr empfindlich auf Begehungen der Horstwände, vor allem während der Eiablage und Bebrütung. Bereits nach einer einzigen Störung kann es zum Brutausfall kommen. Solche Störungen können durch tief fliegende Hubschrauber, Heißluftballone, Hängegleiter, Ultraleichtflugzeuge oder Kletterer hervorgerufen werden. In Panik springen Nestlinge aus dem Horst, was ihnen bei hochgelegenen Felsbruten meist das Leben kostet.

Zerstörung des Lebensraumes

Obwohl in den letzten Jahrzehnten erhebliche Anstrengungen seitens der Energieversorger zur Entschärfung von Mittelspannungsmasten vorgenommen wurden, gehört der Stromschlag für den Uhu immer noch zu den häufigsten Todesursachen. Berührt der Vogel mit seinen langen Flügeln beim Anflug auf eine Traverse stromführende Seile, so löst er einen Kurz- oder Erdschluss aus. Dabei erleidet der Uhu meist tödliche Verletzungen. Besonders gefährlich sind Mittelspannungsmasten im 20 KV-Bereich, die stehende Isolatoren aufweisen. Nach dem neuen Bundesnaturschutzgesetz mussten bis 2012 alle gefährlichen Masten entschärft sein.

Anflug an Freileitungen oder an Seilbahndrähten kommt ebenfalls vor. Gefährlich sind auch die Bahn-Stromleitungen, für die die Entschärfungsfrist bis 2012 nicht gilt. Immer wieder prallen Uhus an Autobahnen oder an Bahnstrecken mit Fahrzeugen zusammen und kommen zu Tode, da sie deren hohe Geschwindigkeiten falsch einschätzen.

Da Uhus zunehmend auch in im Abbau befindlichen Steinbrüchen brüten, ist eine Sicherung der dortigen Bruten notwendig. Sprengungen dürfen den jeweiligen Brutplatz nicht vernichten. Viele Steinbrüche stoßen an ihre natürliche Kapazitätsgrenze und mit dem Verfüllen als für die Betreiber logische Folgenutzung lässt sich viel Geld verdienen. Doch das Verfüllen von Steinbrüchen mit Erdaushub vernichtet Uhulebensräume.

Der weitverbreitete Bestandsrückgang wichtiger Beutetierarten des Uhus (Hamster, Kaninchen, Rebhuhn u.a.) ist ebenfalls eine zunehmende Gefährdungsursache.

Die Einrichtung von Schutzzonen mit gebietsabhängiger Radiusgröße um aktuelle und potentielle Brutplätze hilft, den Uhubestand auch in Zukunft zu sichern.

In Gebieten mit Klettersport ist der Bruterfolg der Uhus geringer als in vergleichbaren Gebieten ohne Klettersport. In traditionellen Klettersportgebieten müssen die getroffenen Regelungen über örtliche Kletterverbote und Klettererlaubnisse eingehalten und überwacht werden.

Die Entschärfung von Mittelspannungs-Strommasten kann viele Uhus vor dem Stromtod bewahren.

Systematik

Ordnung Strigiformes (Eulen)
Familie: Strigidae (Ohreulen und Käuze)

Aussehen

Der Uhu ist deutlich größer als ein Bussard. Sein Körper wirkt sehr kompakt. Weibchen werden mit 3 kg deutlich schwerer als Männchen, die knapp 2 kg erreichen können.

Die Färbung variiert von grau bis gelblich braun, z.T. mit orangen Farbtönen. Die Gefiederfärbung dient zur Tarnung im Tagesversteck. Dicht an einen Baumstamm angelehnt, verschwimmt der so gezeichnete Körper mit der Umgebung. Er hat auffällige Federohren. Der Kopf mit seinen orangegelben Augen ist auffallend groß.

Seinen Namen erhielt der Uhu durch seinen gleichlautenden Ruf „uhu“, den er mit geschlossenem Schnabel und der Betonung auf dem ersten „u“ ausruft. Während des Rufs wird durch das Aufblähen der Kehle ein weißer Fleck sichtbar, der in der Dämmerung als optisches Signal wirkt. Der Ruf ist in windstillen Nächten über einen Kilometer weit zu hören. Mit einer Spannweite von bis zu 1,80 m fallen im Flug sowohl der breite Kopf, die langen und breiten Flügel sowie die helle Unterseite des Uhus auf. Der Schnabel und die Krallen sind schwarz.

Fortpflanzung

Der Uhu nutzt gerne Felsen, Steinbrüche oder alte Greifvogelhorste als Brutplatz. Er ist aber auch Boden- und Gebäudebrüter. Die Tiere werden bereits mit einem Jahr geschlechtsreif, erfolgreich brüten sie jedoch erst mit 2 – 3 Jahren. Uhus können Dauerehen führen; häufig ergeben sich aber jedes Jahr neue Konstellationen. Die Paarbildung vollzieht sich während der Herbstbalz vor allem im Oktober; die eigentliche Balz findet Februar/März statt. Revierflüge mit weit hörbarem Flügelklatschen und intensives Rufen gehören dazu.

Gut geeignete Brutplätze, die Wetterschutz und Schutz vor Feinden bieten, werden oft über Generationen benutzt. In Felswänden brütet der Uhu besonders an überdachten Stellen, entweder am Fuß oder an der Oberkante der Felsen. Gerne nutzt er kleine Felshöhlen inmitten der Wände. Der Uhu mag besonders erdiges oder sandiges Substrat in der Nestmulde, blanken Fels meidet er. Das Scharren einer Nestmulde ist ein angeborenes Verhalten. Der Uhu trägt kein Nistmaterial ein. Da die Eier rund sind (wie bei allen Eulen typisch), benötigen sie in der einfachen Nestmulde einen „Wegrollschutz“ in Form des weichen Substrats. In felsfreien Gebieten brütet er am Boden, er bezieht aber auch alte Greifvogel-, Reiher- oder Storchenhorste. Freier Anflug und Störungsfreiheit sind sehr wichtig, damit der Uhu sich auf eine Brut einlässt. Etwa ein Fünftel aller im Gebiet anwesenden Uhupaare schreitet nicht zur Brut. Das Männchen beginnt bereits mehrere Wochen vor Legebeginn, das Weibchen mit Nahrung zu versorgen.

Die Eier sind cremefarben bis reinweiß. Nur das Weibchen brütet und verlässt bereits 1 – 2 Tage vor Ablage des ersten Eies die Nestmulde nicht mehr. Frühester Legebeginn kann bereits Ende Januar sein. Dann brütet das Weibchen rund um die Uhr und verlässt nur kurz zur Kotabgabe das Nest, um die Eier nicht einer starken Auskühlung auszusetzen. Die Hauptlegezeit ist im März. Der frühe Brutbeginn ist sinnvoll, denn als Beutegreifer müssen die eigenen Jungen zu einem Zeitpunkt heranwachsen, wenn es bei den Beutetieren viele Jungtiere gibt, da diese am leichtesten zu erbeuten und für die Uhujungen als Nahrung verwendbar sind. Außerdem benötigen junge Uhus noch genügend Zeit zum Erlernen des eigenständigen Beuteschlagens vor der Selbstständigkeit im Herbst.

Der Uhu brütet nur einmal im Jahr, eventuell gibt es ein Nachgelege bei nicht zu spätem Erstgelegeverlust. Die Brutdauer beträgt im Durchschnitt 34 Tage, sie variiert natürlich nach Gelegegröße. Anders als andere Eulen legt der Uhu verhältnismäßig wenige Eier: Die Gelegegröße beträgt meist 2 – 3, seltener 4 oder 5 Eier. Der Uhu hat eine höhere Lebenserwartung als Kleineulen und ist weniger stark auf Mäusezyklen angewiesen. Bebrütet wird meist erst nach Ablage des letzten Eies, damit die wenigen Jungen auch in gleicher Zeit heranwachsen. Bei schlechten Witterungsbedingungen oder geringer Nahrungsverfügbarkeit legen Uhus nur 1 – 2 Eier, wenn sie überhaupt zur Brut schreiten. Auch wenn die Jungen nicht mehr gewärmt werden müssen, bleibt das Weibchen zu ihrem Schutz am Brutplatz.

Je nach Art des Brutplatzes verlassen die Jungen nach 4 – 5 Wochen den engeren Nestbereich und klettern im Fels oder im Brutbaum umher. Mit 10 Wochen sind die jungen Uhus voll flugfähig. Insgesamt werden die Jungen 20 – 24 Wochen von den Eltern versorgt. Im September/Oktober wandern die Jungtiere ab.

Nahrung

Der Uhu ist kein Nahrungsspezialist. Opportunistisch nutzt er vor allem leicht erreichbare und zahlreich vorkommende Beute. Igel, Schermäuse, Ratten, Fledermäuse, Wildkaninchen, Hamster, Feldhasen, Feldhühner, Wasservögel, Frösche und Fische gehören zu seinem (örtlich sehr differenzierten) Beutespektrum. Krähen, Tauben, Graureiher, Raufußhühner, Segler, kleinere Eulen und Käuze sowie Greifvögel dienen dem Uhu ebenfalls als Nahrung.

Viele seiner Beutetiere werden im Schlaf überrascht und überwältigt. Getötet wird die Beute durch einen Nackenbiss oder durch kräftiges Bearbeiten mit Füßen und Krallen. Bei größeren Beutetieren wird der Kopf am Ort des Geschehens abgetrennt und der übrige Körper zum geschützt liegenden Rupfplatz transportiert.

Der Uhu nimmt ebenso Regenwürmer, Käfer, Heuschrecken und andere Großinsekten vom Boden auf. Im Winter oder bei Nahrungsknappheit ernährt sich der Uhu auch von Aas.

Während der Brutzeit wird der vom Männchen herbeigetragene Nahrungsüberschuss in der Nähe der Brut deponiert. An Schlechtwettertagen kann das Weibchen dann auf diese Vorräte zurückgreifen.

Der Uhu speit unverdauliche Reste seiner Beutetiere als Ballen wieder aus. Uhus verschlingen ihre Beute ganz oder in großen Stücken und haben wenig aggressive Verdauungssäfte, so dass Haare, Federn, Knochen und Insektenteile unverdaut übrigbleiben, aus dem Magen hochgewürgt und durch den Schnabel ausgespien werden.

Natürliche Feinde

Der Uhu hat aufgrund seiner Größe nur wenige natürliche Feinde, die vor allem den Jungvögeln gefährlich werden können. Gefahren können durch Kolkrabe, Marder oder Waschbär drohen. Bodenbruten sind z.B. durch Füchse und Wildschweine gefährdet. Wetterunbilden können in weniger geschützten Brutplätzen zum Brutverlust führen.

Verhalten

Bei grellem Tageslicht verbergen sich Uhus häufig in Baumkronen, Felsnischen oder dichteren Gehölzen, um die empfindlichen Augen, die an das Sehen in der Dämmerung angepasst sind, zu schonen und um der Belästigung durch Kleinvögel zu entgehen. Kleinvögel warnen ständig und ausdauernd, sobald sie einen Uhu entdeckt haben.

Uhus sind vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. In der Zeit des größten Nahrungsbedarfs für die Jungen dehnen Uhus ihre Aktivität aus und sind bereits in der frühen Dämmerung unterwegs, teilweise sogar tagaktiv. Sie fliegen lautlos im Ruderflug, der durch längere Gleitstrecken unterbrochen wird. In nahrungsreichen Revieren bleiben sie ganzjährig, wobei sich im Winter die Reviere vergrößern. Dann ist ein Großteil der Beutetiere unter dem Schnee verborgen oder in Winterruhe. Die Junguhus wandern zum Teil bis über 200 km ab, wie Funde beringter Vögel belegen.

Eine Besonderheit bei Uhus ist, dass Jungvögel im Nest vor jedem Ortswechsel kräftig mit den Beinen aufstampfen. Dies stellt offenbar eine angeborene, testende Absicherung des Jungvogels gegen das Abstürzen aus steilem Fels dar.

Wenn ein Uhu die ersten drei Lebensjahre schadlos überstanden hat, kann er im Freiland ein Höchstalter von 10 – 20 Jahren erreichen. In Gefangenschaft sind einzelne Uhus über 30 Jahre alt geworden.