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Segelfliegen

0 Jahre
ist das Mindestalter bei Ausbildungsbeginn zum Segelflugzeugführerschein. Das Mindestalter zum Erwerb der Lizenz liegt bei 16 Jahren.
0 m
misst die übliche Spannweite der starren Flügel eines Segelflugzeuges.
0
Segelflugzeuge waren im Jahr 2018 gemeldet.
0 km/h
Geschwindigkeit erreichen moderne Segelflugzeuge.
250 - 0 kg
wiegt ein übliches Segelflugzeug.
0 km
ist der Höhenweltrekord. 3.009 km misst die weiteste geflogene Strecke mit einem Segelflugzeug.

Die folgenden Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem DAC erstellt.

Segelflugzeuge benötigen zum Fliegen keinen Wind, sie gleiten auch bei Windstille durch die Lüfte. Die Höhe erreicht das Segelflugzeug beim Start durch den externen Antrieb, entweder mit einer Winde oder mit einem Motorflugzeug. Sobald es eine gewisse Höhe erreicht hat, gleitet es eigenständig in einer nach unten geneigten Bahn. Durch Nutzung der Thermik, also erwärmte Luft die vom Boden hochsteigt, kann das Flugzeug wieder an Höhe gewinnen, indem es in kreisenden Bahnen in der aufsteigenden Luft fliegt. Moderne Segelflugzeuge können 280 km/h erreichen. Die höchste geflogene Bahn liegt bei 14 km und die weiteste Strecke bei 3.009 km (1).

Die Wiege des Segelflugs ist die 950 m hohe Wasserkuppe in Hessen, von der aus Studierende im Jahr 1910 erste Flugversuche starteten. Aus den ersten Hängegleitern wurden recht schnell Segelflugzeuge entwickelt. Der Reiz liegt für die Segelflieger*innen im Gleiten des Flugzeugs mit Hilfe der Thermik. Den Segelflieger*innen stehen zwei Varianten von Sportgeräten zur Verfügung: Segelflugzeug und Motorsegler.

Ein Segelflugzeug ist ein technisch hochentwickeltes Fluggerät aus leichten und hochfesten Baustoffen. Es hat starre Flügel mit einer großen Spannweite (meist 15 - 18 m) und einer ausgeprägten Flügelstreckung, sowie eine aerodynamisch gestaltete Kontur und Bauform. Diese dient der Verminderung des Luftwiderstandes und sie allein bestimmt die Leistung des Fluggerätes. Moderne Segelflugzeuge erreichen Geschwindigkeiten von 250 km/h. Die meisten Segelflugzeuge haben ein Gewicht von 250 - 350 kg.

Die Landung erfolgt im Normalfall auf dem Flugplatz, dabei sind vorgegebene Platzrunden einzuhalten. Aber auch Außenlandungen können vorkommen. Das Flugzeug wird dann abgebaut und mit einem Spezialanhänger transportiert. Eventuell entstandene Schäden an landwirtschaftlichen Flächen werden durch einen Gutachter ermittelt und sind durch die Haftpflichtversicherung der Pilot*innen abgedeckt.

(1) Deutscher Aero Club e.V. (2018). Wie werde ich Segelflieger/in?. Zugriff am 02.09.2020 unter: https://www.daec.de/sportarten/segelflug/fliegen-lernen/

Wenn zu viele Segelflugzeuge in einer hohen Frequenz über einem sensiblen Gebiet fliegen, kann dies ein erhebliches Einflusspotenzial auf die Wildtiere haben. Da die Zahlen der Segelflieger*innen allerdings rückläufig sind, ist entsprechend nicht mit einer Zunahme der Störungen zu rechnen.

Dennoch sollten sich Segelflugpilot*innen an einige Verhaltensregeln halten:

  1. Mit Luftfahrzeugen möglichst geradlinig und in einem großen Abstand zu Hängen und Graten fliegen
  2. Hangnahes Fliegen vermeiden
  3. Brutfelsen von Vögeln hoch überfliegen oder einen großen seitlichen Abstand einhalten (2)

Im Folgenden sind weitere Ansätze zur Konfliktminderung aufgeführt:

  • Räumliche Ansätze der Konfliktminderung: Beim Überfliegen eines empfindlichen Lebensraumes Mindesthöhe von 300 - 600 m einhalten; Distanz zu Vogelschwärmen mind. 600 m
  • Zeitliche Ansätze der Konfliktminderung: Gleichmäßiger Flugbetrieb zwecks Gewöhnung; Flugbetrieb auf die aktiven Phasen der sensiblen Tiere abstimmen; besondere Rücksicht auf Greifvögel während der Brut- und Aufzuchtzeit
  • Ökologische Aufwertung der Sicherheitsbereiche des Fluggeländes, die nicht für Start und Landung benötigt werden
  • Ökologische Aufwertung von nicht genutzten Freiflächen in den Randbereichen des Geländes

(2) Ingold, P. (2005). Freizeitaktivitäten im Lebensraum der Alpentiere: Konfliktbereiche zwischen Mensch und Tier. Berne, CH: Haupt.

In Deutschland gibt es rund 900 Segelflugvereine, die dem Deutschen Aero Club (DAeC) zugehörig sind. Zudem gibt es noch kommerzielle Flugschulen an denen man Segelfliegen lernen kann. Der DAeC ist der Dachverband der deutschen Luftsportverbände und Mitglied der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Auf 395 Flugplätzen und rund 264 reinen Segelfluggeländen wird Segelflug betrieben (Stand 2010). In der Regel sind die Sportvereine die Betreiber dieser Gelände und für die Platzpflege, Gerätschaften und Gebäude (Vereinsheim, Hallen) verantwortlich (3).

2018 zählte der DAeC 102.587 Mitglieder, davon 27.026 Segelflieger*innen (4). Zum Vergleich, 2012 waren es noch 29.415 Segelflieger*innen. Auch die Anzahl der beim Luftfahrt-Bundesamt registrierten Segelflugzeuge ist gesunken. Betrug sie 2009 noch 7.891, so waren es 2018 nur noch 7.304 (5).

Segelflieger*innen betreiben ihre Leidenschaft auch im sportlichen Wettkampf in regionalen und nationalen Meisterschaften. Die ambitionierten Wettkampfpilot*innen haben aber auch die Möglichkeit, sich in internationalen Meisterschaften mit der Europa- oder Weltelite zu messen.

Zur Vorgabe von persönlichen Leistungszielen dient der Dezentrale Nationale Segelflugwettbewerb (NSFW), bei dem die Teilnehmer*innen in der Saison die Flugstrecke und den Zeitpunkt selber wählen und nach dem Flug die geflogenen Streckenleistungen dem Verbandssekretariat zur Wertung einreichen. Der Wettbewerb fördert die kreative und sportliche Rivalität und motiviert zu fliegerischen Leistungen.

2009 beschloss der DAeC eine Strukturreform mit der Annahme einer neuen Satzung. Diese führte 2015 dazu, dass sich ein Monosportverband, der Deutsche Segelflugverband e.V. (DSV), gründete. Dieser konzentriert sich im Interesse der Verbände und Vereine auf den Segelflug (6).

(3) Deutscher Aero Club e.V., Bundesamt für Naturschutz. (2003). Luftsport und Naturschutz – gemeinsam abheben. Braunschweig: Maul Druck GmbH.

(4) Deutscher Aero Club e.V. (2023). Zahlen, Daten, Fakten. Zugriff am 11.01.2024 unter:  https://www.daec.de/media/files/2022/Presse/ZDF2022_06_04_2022.pdf

(5) Luftfahrt-Bundesamt. (2018). Statistiken des Luftfahrt-Bundesamtes: Anzahl der in Deutschland zum Verkehr zugelassenen Luftfahrzeuge. Zugriff am 02.09.2020 unter: https://www.lba.de/DE/Presse/Statistiken/Statistiken_node.html 

(6) Deutscher Segelflugverband e.V. (2016). Warum DSV? Zugriff am 02.09.2020 unter: https://www.dsv.aero/index.php/component/content/article/11-verband/27-warum-dsv?Itemid=479 

Das Segelfliegen hält sich rechtlich an das Luftverkehrsgesetz (LuftVG) (7) sowie die Luftverkehrsordnung (LuftVO).

§ 1 LuftVG: Luftfahrzeuge

(1) Die Benutzung des Luftraums durch Luftfahrzeuge ist frei, soweit sie nicht durch dieses Gesetz und durch die zu seiner Durchführung erlassenen Rechtsvorschriften beschränkt wird.

§ 6 LuftVG: Flugplätze

(1) Flugplätze […] dürfen nur mit Genehmigung angelegt und betrieben werden. [...]

(2) Vor Erteilung der Genehmigung ist besonders zu prüfen, ob die geplante Maßnahme den Erfordernissen der Raumordnung entspricht und ob die Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Städtebaus und der Schutz vor Fluglärm angemessen berücksichtigt sind.

Des Weiteren enthält § 25 LuftVG Verkehrsvorschriften zum Starten und Landen außerhalb von genehmigten Flugplätzen.

Die LuftVO enthält alle bei der Teilnahme am Luftverkehr zu beachtenden Verkehrsvorschriften, bspw. Sicherheitsmindesthöhe oder Mindesthöhe bei Überlandflügen nach Sichtflugregeln (VFR = Visual Flight Rules). Die VFR beschreibt die Höhenmessereinstellungen, die Reiseflughöhen und insbesondere die Mindestwerte für Sicht, Abstand von Wolken und Wolkenuntergrenze (7). 2018 standen ferner einige Luftraumänderungen an. Alle neuen und bestehenden Segelflugregelungen werden auf der DAeC-Website veröffentlicht.

(7) Luftverkehrsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. Mai 2007 (BGBl. I S. 698), das zuletzt durch Artikel 2 Absatz 11 des Gesetzes vom 20. Juli 2017 (BGBl. I S. 2808; 2018 I 472) geändert worden ist.

(8) Deutscher Aero Club e.V., Bundesamt für Naturschutz. (2003). Luftsport und Naturschutz – gemeinsam abheben. Braunschweig: Maul Druck GmbH.

Segelfliegen ist das Erleben der Natur beim Zusammenwirken von Wind und Wetter. Dabei spielen das Wetter, die Szenerie, die wechselnde Landschaft und die Ungewissheit hinsichtlich der Fortsetzung des Fluges die Hauptrollen. Ungewissheit deswegen, da bei ungünstiger Wetterentwicklung ein Flug durchaus auch einmal außerhalb des Flugplatzes enden kann. Für eine sichere Landung genügt ein ebenes und abgemähtes Feld von 250 m Länge.

Die für den Segelflugsport zur Verfügung stehenden Gelände haben unterschiedliche Größen. Reine Segelfluggelände sind durchschnittlich 20 – 25 ha groß, Sonderlandeplätze 60 – 65 ha (DAeC, 2004). Die Start- und Landebahnen haben eine Länge von knapp 700 m bis weit über 1.000 m. Optimal sind etwa 1.000 m Länge und 300 m Breite.

Die eigentlichen, intensiv genutzten Flächen, wie die Start- und Landebahnen sowie an den Enden die Flächen für den Auf- und Abbau der Segelflugzeuge, sind kurz gehaltene Grünflächen. Die anderen Flugplatzbereiche werden meist nur für die Rollbahn (zum Transport bzw. Rollen der Flugzeuge) und die Auslege- und Rückholstrecke für das Schleppseil genutzt (DAeC & BfN 2003, S. 31; Schemel & Erbguth, 2000, S. 454).

Im Alpenraum erfolgt das Segelfliegen hauptsächlich in höheren Lagen. Hierbei kann hangnahes Fliegen starke Reaktion bei den Tieren auslösen (bspw. bei Gämsen, Steinböcken, brütenden Vögeln). Da der Segelflug in Abhängigkeit von der Thermik steht, geht die Saison von Frühjahr bis Sommer. Das führt leider zu einer Überschneidung mit der Fortpflanzungszeit der Tiere (bspw. Wanderfalke, Uhu, Kolkrabe oder Steinadler) sowie der Brunft- und Setzzeit der Huftiere. Hier kann ein gehäuftes Auftreten des Segelfliegens theoretisch ein erhebliches Einflusspotenzial haben, allerdings sind die Zahlen der Flieger eher ruckläufig. Entsprechend ist mit einer höheren Störungsdichte nicht zu rechnen (9).

(9) Ingold, P. (2005). Freizeitaktivitäten im Lebensraum der Alpentiere: Konfliktbereiche zwischen Mensch und Tier. Berne, CH: Haupt.

Segelfliegen erfordert vom Naturraum die für Start und Landung notwendigen Flächen sowie bestimmte topografische Verhältnisse. Die Auswirkungen auf den Naturraum sind sehr unterschiedlich und abhängig von Jahreszeit, Brutzeiten sensibler Vogelarten, dem überflogenen Gebiet sowie dem Verhalten der Pilot*innen und der Flugplatzbetreiber*innen.

Mögliche Konflikte zwischen Segelflug und Naturschutz liegen hauptsächlich in der Störung von bestimmten Tierarten, vor allem dann, wenn ein Mindestabstand zwischen Tier und Fluggerät unterschritten wird. Beim Segelfliegen ist dies hauptsächlich bei Start und Landung der Fall, aber auch während des Fluges, wenn z.B. Brutgebiete von Greifvögeln tief überflogen werden. In der Nähe von Hängen kann Segelfliegen bei Tieren wie Gämsen und Steinböcken sowie bei brütenden Vögeln starke Reaktionen auslösen. Um guten Anschluss an die Thermik zu finden versuchen Segelflieger*innen aber ohnehin einen angemessenen Abstand vom Boden einzuhalten. Im Gebirge bewegen sie sich über der Waldgrenze und vorzugsweise über den Gebirgskämmen, da die Thermik in den felsigen und sonnenbeschienen Hängen ausgelöst wird.

Im Luftraum zeigen die Erfahrungen der Segelflieger*innen, dass eine friedliche Koexistenz mit Vögeln möglich ist. Kollisionen zwischen Greifvögeln und Segelflugzeugen sind sehr selten. Dennoch führen verschiedene Greifvogelarten während der Brutzeit Scheinangriffe und gelegentlich auch echte Attacken auf Segelflieger*innen (sowie auf Drachen- und Gleitschirmflieger*innen) durch. Bei plötzlich auftretenden Flugobjekten können manche Vögel mit Alarmverhalten oder Flucht in unterschiedlicher Intensität reagieren: Von äußerlich nicht sichtbaren physiologischen Reaktionen (Erhöhung der Herzschlagrate) über Ducken, Sichern, verstärkter Rufaktivität, unruhigem Hin- und Hergehen, Weglaufen, Auffliegen und Verlassen des Gebietes bis zu panikartigen Fluchtreaktionen. Störungen können die Fähigkeit der Vögel, Fettreserven für Zug und Brutgeschäft anzulegen, beeinflussen. Auf diese Weise kann die individuelle Lebenserwartung und Fortpflanzungsfähigkeit sowie die gesamte Population beeinträchtigt werden.

Um die Störung durch Flugzeuge so gering wie möglich zu halten, bieten sich als Ansatzpunkte räumliche und zeitliche Regelungen an. Außerdem ist vielfach eine ökologische Aufwertung des Fluggeländes möglich. Hinzu kommen verantwortungsbewusstes Verhalten der Sportler*innen und entsprechende Regelungen durch den Deutschen Aero Club (DAeC).

Ein Ziel des Ausschusses und Referates „Umwelt und Natur“ des DAeC ist es, bei den Sportler*innen die erforderliche Sensibilität für Konflikte des Sports mit der Natur zu erreichen. Hierfür werden Umwelt- und Naturschutzprojekte mit bundesweiter Bedeutung für den Luftsport (wie z.B. Gutachten zum Biosphärenreservat Rhön) initiiert und unterstützt. Die Bemühung um die Sensibilisierung wird durch regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen für die Umweltbeauftragten der einzelnen dem DAeC angegliederten Verbände und Vereine weitergetragen.

Der Begriff „Segelflug“ wurde erstmalig von Otto Lilienthal (1848 – 1896) benutzt. Er stellte als Erster systematische Untersuchungen über das Fliegen an, von denen später viele andere Flugpioniere profitierten. 1909 wurde eine Flug-Sport-Vereinigung (FSV) in Darmstadt gegründet, deren Mitglieder mit selbstgebauten Hängegleitern Gleitflüge durchführten. Sie entdeckten die Wasserkuppe in der Rhön als das ideale Gleitfluggelände in Deutschland und stellten dort 1912 einen ersten inoffiziellen Streckenweltrekord über 840 m mit einer Dauer von 110 s im motorlosen Flug auf.

Mit der rasanten Entwicklung von Ottomotoren mit hoher Leistung und geringem Gewicht gelang der motorisierte Flug und der Segelflug geriet zunächst in Vergessenheit. Doch als der Versailler Vertrag in Deutschland den Motorflug verbot, kam es zu einem verstärkten Interesse an Gleitflügen. Ab 1920 fanden auf der Wasserkuppe jährlich die Rhönwettbewerbe statt, und die Hängegleiter wurden zu Segelflugzeugen weiterentwickelt. Als 1924 das Sportfliegen mit leichten Motorflugzeugen wieder zugelassen wurde, schien das Ende des Segelfluges gekommen zu sein. Bis dato nutzen Segelflieger*innen die Technik des Fliegens von Hangaufwind zu Hangaufwind.

1926 wurde jedoch von Max Kegel der Beweis für das Existieren von thermischen Aufwinden erbracht und 1928 gelang erstmals ein Thermikflug: Als Erster ein Variometer benutzend zeigte der Segelflieger Robert Kronfeld, wie man bewusst in einem thermischen Aufwind hochkreist. Dies bedeutete den Durchbruch im Übergang vom Hang- zum Thermikflug.

In den nachfolgenden Jahren wurden die Segelflugzeuge kontinuierlich weiterentwickelt, und die Flugleistungen nahmen immer weiter zu. Der erste Rhönwettbewerb wurde mit einer Flugstrecke von 1.830 m gewonnen. 1939 betrug die längste geflogene Strecke schon über 500 km. Auch die Startmethode hat sich vom Gummiseilstart über den Autoschlepp zum Windenstart weiterentwickelt. Parallel dazu wurde 1927 der erste Flugzeugschlepp durchgeführt.

Der Segelflug hat zwei Wettbewerbsformen, den Streckensegelflug und den Segelkunstflug.

Streckensegelflug

Der Streckensegelflug ist eine Form des sportlichen Vergleichs im Segelflug.

Segelkunstflug

Hier werden im Wettbewerb verschiedene Figuren geflogen. Mehr Informationen gibt es beim Förderverein für Segelkunstflug im BWLV e.V. (10).

(10) Förderverein für Segelkunstflug im BWLV e.V. Zugriff am 02.09.2020 unter: http://www.segelkunstflug.com/

Segelfliegen bedeutet Einsamkeit zu fühlen, alleine Verantwortung zu tragen und selbständig Entscheidungen zu treffen, um das Spiel mit Wind und Wetter zum Erfolg zu führen. In der Luft ist es ein Individual-, am Boden ein Teamsport, bei dem nach einem erlebnisreichen Tag das Gemeinsame ausgetauscht und Erfahrungen weitergegeben werden. Diese Segelfluggruppe ist ein wichtiger Bestandteil des sozialen Netzes der Segelflugpilot*innen.

Um in die Luft zu kommen, benötigt ein Segelflugzeug Starthilfe. Meist wird es an einem Seil von einem Motorflugzeug in die Höhe gezogen (Schlepp). Nach etwa 10 min klinken die Segelflugpilot*innen das Schleppseil in einem günstigen Moment aus und nutzen dann die Energie von Sonne und Wind, um in der Luft zu bleiben.

Verbreitet ist auch die Starthilfe mit einer Seilwinde. Ein 700 - 800 m langes Draht- oder Kunststoffseil, an dem das Segelflugzeug befestigt ist, wird über eine Windentrommel eingezogen. Nach einer kurzen Beschleunigungsstrecke hebt das Segelflugzeug vom Boden ab und kann am konstanten Seilzug in einen Steigflug übergehen. So lassen sich bis zu 400 m an Höhe gewinnen, was ausreicht um Anschluss an die Thermik zu finden.

Pilot*innen müssen durch Beobachtung, Erfahrung und Können die thermischen Aufwinde oder die dynamischen Hang- und Wellensysteme ausfindig machen und zu ihren Gunsten nutzen. Maßgeblich sind hierbei die meteorologischen Bedingungen – nur bei Wetterlagen, welche die thermischen oder winddynamischen Vorgänge in der Atmosphäre begünstigen, ist Segelflug möglich.

Prinzipiell ist es jeder Person möglich in einem Segelflugzeug mitzufliegen. Um selbst Pilot*in zu werden, müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Pilot*innen von Segelflugzeugen benötigen in Deutschland die so genannte Segelfluglizenz (PPL-C). Das Mindestalter bei Ausbildungsbeginn zum bzw. zur Segelflugzeugführer*in beträgt 14 Jahre und das Mindestalter zum Erwerb der Lizenz 16 Jahre. Über die aktuellen Ausbildungsmodalitäten und Lizenzen informiert der DAeC. Voraussetzung für die Ausbildung ist eine von Fliegerärzt*innen festgestellte Flugtauglichkeit sowie ein polizeiliches Führungszeugnis.

Die A-Prüfung beendet den ersten Ausbildungsabschnitt mit drei Flügen ohne Lehrer*in. Bei der B- und der C-Prüfung werden weitere fliegerische Fähigkeiten nachgewiesen. Erst dann steht die staatliche Luftfahrerscheinprüfung an, die die Ausbildung abschließt (11).

Die Grundausbildung in einer Segelflugschule kostet ungefähr 900 - 1.200 €. Die Dauer beläuft sich auf ca. 2 Wochen an denen die Segelflugschüler*innen rund 50 Starts absolvieren. Die Kosten für Starts an einer Winde sind entsprechend günstiger als im F-Schlepp mit Motorflugzeug. Die Ausbildung im Verein ist gegen Mitarbeit preiswerter, dauert aber länger, da nur am Wochenende und an Feiertagen geschult wird. Für die Schulung sind mindestens fünf Personen erforderlich: Lepofahrer*in (Lepo = Seilrückholfahrzeug), Startleiter*in, Windenfahrer*in, Fluglehrer*in und Flugschüler*in. Die Arbeit am Boden, um das Flugzeug in die Luft zu bekommen, ist also Teamarbeit (12).

(11) Deutscher Aero Club. (2018). Wie werde ich Segelflieger/in? Zugriff am 02.09.2020 unter: https://www.daec.de/sportarten/segelflug/fliegen-lernen/

(12) Willber, A. (2014). Segelfliegen für Anfänger. Stuttgart: Motorbuch Verlag.

In der Segelflug-Saison 2017 waren die Segelflieger*innen des DAeC oft in der Luft, obwohl der Sommer 2017 nicht die besten Voraussetzungen zum Segelfliegen bot. Dennoch sind über 8.000 Pilot*innen ca. 47.000 Überlandflüge geflogen. Das bedeutet rund 12 Mio. km Strecke und zeigt, dass die intensive Nutzung der Lufträume für die Ausübung des Luftsports unverzichtbar ist (13).

Eine relativ stabile Zahl der registrierten Segelflugzeuge zeigt, dass die Nachfrage weiterhin vorhanden ist (Abb.) (14).

(13) Deutscher Aero Club e.V. (2018). Luftraum-Segelflugregelungen 2018. Zugriff am 02.09.2020 unter: https://www.daec.de/fachbereiche/luftraum-flugsicherheit-betrieb/segelflugsektoren/

(14) Deutscher Aero Club. (2023). Zahlen, Daten, Fakten. Zugriff am 11.01.2024 unter: https://www.daec.de/media/files/2022/Presse/ZDF2022_06_04_2022.pdf

Die Rhön beherbergt eine Vielzahl unterschiedlicher Biotoptypen, wie z.B. Borstgrasrasen, Kalkmagerrasen und Feuchtgebiete. Nicht nur das Birkhuhn ist hier heimisch, sondern viele weitere Tierarten, die naturschutzfachlich und zugleich luftsportrelevant sind. Hierzu gehören u.a. Wachtelkönig, Neuntöter und Schwarzstorch.

Das Sportgebiet auf der Wasserkuppe gilt als Entstehungsort des Segelfluges und ist ein traditionsreiches, international bedeutsames Luftsportgebiet. Um gemeinschaftlich am Naturschutz zu arbeiten, wurden die Fluggelände der Region erfasst und aus Sicht des Naturschutzes bewertet. Infolgedessen wurden einige Plätze als kritisch eingestuft. Um Konflikte zu lösen bzw. zu vermeiden wurden Kompromisse erarbeitet. Hierfür wurden einige Start- und Landeplätze aufgegeben und nach Möglichkeit Ersatzstandorte zur Verfügung gestellt, um bspw. Startmöglichkeiten für bestimmte Windrichtungen zu haben. Für einzelne wichtige Startplätze, die sich in besonders schützenswerten Bereichen befanden, wurden Nutzungseinschränkungen festgelegt. Für die Wasserkuppe wurden Vereinbarungen zum Flugbetrieb getroffen, nämlich angepasste An- und Abflugrouten und die Einhaltung einer Mindestflughöhe als abgestimmte Regelungen über die tages- und jahreszeitliche Nutzung.

So konnte die angepasste Besucherlenkung ökologisch wertvolle Flächen entlasten. Die sensible und kooperative Herangehensweise beider Parteien konnte Konflikte lösen und neue Konflikte vermeiden (13).

(15) Verband Deutscher Sporttaucher e.V. (2012). Gemeinsam für Natur und Landschaft: Natura 2000 und Sport: Handreichung zur erfolgreichen Kompromissfindung und Managementplanung in empfindlichen Lebensräumen. Zugriff am 02.09.2020 unter: https://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-20432.pdf

Der Nationalpark Berchtesgaden bildet die Kernzone des UNESCO Biosphärenreservat Berchtesgaden, eine Erholungslandschaft für Mensch und Tier. Hier hausen mehrere Brutpaare des Steinadlers.

Zwar ist das Starten und Landen unmittelbar im Schutzgebiet untersagt, allerdings befindet sich nicht weit entfernt ein Flugplatz mit mehreren tausend Starts von Segelflieger*innen pro Jahr. Diese dürfen unter Einhaltung einer gewissen Mindesthöhe das Schutzgebiet überfliegen, wodurch Störungen der Steinadler also nicht auszuschließen sind.

Ein Forschungsprojekt der Nationalparkverwaltung Berchtesgaden hat in Kooperation mit den Luftsportler*innen entsprechend Lösungen entwickelt, um Störungen des Steinadlers durch Luftfahrzeuge zu reduzieren.

Ein zentraler Aspekt war die Erarbeitung von Umweltinformationen und die Aufbereitung der Informationen zum umweltgerechten Verhalten für Luftsportler*innen, sodass diese den Umweltschutz mit Leichtigkeit annehmen konnten. Lösungsansätze waren zum einen die Erstellung von Risikokarten. Diese erfassen die bebrüteten Steinadlerhorste und zeigen alternative Flugrouten für Sportler*innen auf. Zum anderen wurden aktualisierbare Schautafelsysteme installiert, an denen sich Pilot*innen informieren können. Auch hier werden alternative Fluggebiete angeboten. Zuletzt hat man die Naturschutzausbildung im DHV (Deutscher Hängegleiterverband) für Fluglehrer*innen etabliert.

(16) Deutscher Aero Club e.V., Bundesamt für Naturschutz. (2003). Luftsport und Naturschutz – gemeinsam abheben. Braunschweig: Maul Druck GmbH.