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Waldränder

Der Übergangsbereich zwischen Wald und Offenlandbiotopen wird im Idealfall von einem gestaffelten Waldrand eingenommen: Dem Waldbestand ist ein Gehölzmantel aus niedrigen Bäumen, Sträuchern oder Schlingpflanzen vorgelagert, dem sich ein Krautsaum anschließt. Je nach Exposition und Standort gibt es eine große Zahl typischer Waldrandausprägungen, die als Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere, aber auch zur Stabilisierung der Waldbestände von Bedeutung sind.

Fauna

Da der Waldrand ein Grenzlebensraum ist, finden sich hier sowohl Waldbewohner als auch Bewohner der angrenzenden Feld- oder Wiesenflächen sowie Spezialisten, die sich an den Waldrand als Lebensraum angepasst haben und diesen bevorzugt nutzen.
Beispiele für Bewohner der Waldsäume sind Dorngrasmücke, Igel, Waldeidechse, Waldameise und viele Schmetterlingsarten. 
Manche Tiere verbringen nur einen Teil ihres Lebens am Waldrand, den Rest im Wald oder auf Feldern und Wiesen. Sie wandern täglich zur Nahrungssuche zwischen diesen Lebensräumen (z.B. Hermelin, Reh, Bockkäferarten) oder suchen den Waldrand nur als Versteck vor Feinden oder zum Schutz vor schlechter Witterung auf (z.B. Wanzen- und Schildkäfer, Marienkäfer). Die Wanderung zwischen Waldrand und anderen Lebensräumen kann auch im jahreszeitlichen Wechsel erfolgen, wenn z.B. der Waldrand als Überwinterungsquartier genutzt wird (z.B. von Amphibien). Häufig wird hier auch bevorzugt gebrütet (z.B. Mäusebussard, Turmfalke, Saatkrähe und NeuntöterRotmilan).
Viele Bewohner der Waldsäume sind auch in Hecken zu finden.

Für die Tiere, die in der Dämmerung zwischen Wald und Offenland wechseln, ist der Waldrand eine wichtige Grenze. Wege, die auf längeren Abschnitten entlang des Waldrandes verlaufen, können die Wanderung der Tiere erschweren, vor allem, wenn sie sehr häufig von Erholungssuchenden oder Sportler*innen benutzt werden. Aus diesem Grund sollten solche Wege in der Dämmerung gemieden werden, besonders im Winter.

Betroffene Tierarten

Fehlende Entwicklungsräume

Gefährdungen ergeben sich durch die Entwicklungsdynamik bzw. durch fehlende Bestandspflege. Ohne Ausdehnungsmöglichkeit wird die Saum- und Strauchzone des Sukzessionswaldrandes langfristig von Bäumen der Schlusswaldgesellschaft überwachsen. Insbesondere an Waldrändern zu Nutzungsgrenzen, vor allem zwischen intensiven, standortfernen oder standortfremden Forstkulturen und intensiver Nutzung des Offenlandes, z.B. als Acker oder Grünlandfläche, gibt es kaum Entwicklungsräume zur Ausbildung von Waldrändern.

Natur- und kulturbedingte Waldränder

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen natur- und kulturbedingten Waldrändern. Erstere entwickeln sich an natürlichen Wachstumsbarrieren des Waldes wie GewässernMooren und Felspartien. Kulturbedingte Waldränder grenzen an Offenlandnutzungen wie Landwirtschaft, Verkehrswege oder Siedlungsbereiche. Sie sind zwei Grundtypen zuzuordnen – sogenannten Sukzessionswaldrändern und übergangslosen Waldrändern.

Sukzessionswaldränder

Sukzessionswaldränder entwickeln sich z.B., wenn dem Wald vorgelagerte Offenlandbiotope nicht mehr genutzt werden. Der Waldrand schiebt sich sozusagen durch natürlich aufkommenden Gehölzaufwuchs in die offene Landschaft hinaus. Im Idealfall bauen sich diese Waldränder von innen nach außen wie folgt auf: Dem Waldhauptbestand mit einer aufgelockerten Übergangszone in den Randbereichen folgt ein abgestufter Waldmantel mit zunächst noch höher-mittelwüchsigen Bäumen, höheren und dann niedrigem Strauchwuchs und schließlich eine Saumzone aus Stauden und Kräutern. Die Strauch- und Saumzone des Sukzessionswaldrandes wird jedoch, wenn keine weitere Ausdehnungsmöglichkeit besteht, langfristig von Pioniergehölzen und später von nachfolgenden Bäumen der jeweiligen Waldgesellschaft überwachsen.

Waldränder an Nutzungsgrenzen

Im Gegensatz dazu bilden die Waldränder an Nutzungsgrenzen (Äcker, Wiesen, Obstplantagen etc.) einen mehr oder weniger abrupten Übergang ohne Gebüsch und ohne Staudensäume. So bringen z.B. eichen- und lichtbaumreiche Wälder bei abnehmender Konkurrenzkraft der Schattbaumart Buche auf mäßig trockenen Standorten bzw. häufig in Süd- und Westlagen von Hügelland Waldränder mit lichtem, stufigem und strauchreichem Aufbau hervor. Mit Dominanz der Buche beschränkt sich die Waldrandausbildung auf wenige Meter oder entfällt gar völlig, wenn bis unter den Kronentrauf beackert oder beweidet wird. Von Fichten und Douglasie aufgebaute Forstflächen bilden häufig einen tiefbeasteten, nahezu übergangslosen Steilrand aus oder der Waldrand fehlt völlig. Beides ist sowohl aus ökologischer als auch aus landschaftsästhetischer Sicht unbefriedigend.

Mantelzonen

Bei Kiefernwäldern, die insbesondere in der Altersphase sehr lichtreich sind, entwickeln sich mehrstufige Mantelzonen meist natürlich (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg 1996).

Eine typische Waldrandstruktur bildet beispielsweise der Weißdorn-Schlehen-Waldmantel, der an Waldrändern auf Lehm und Kalk häufig anzutreffen ist. Am Rande bodensaurer Eichen- und Buchenwälder bilden häufig Besenginsterbüsche eine natürliche Waldmantelgesellschaft. Der Faulbaum-Weiden-Waldmantel säumt Auenwälder und andere Feuchtwälder. An Waldmänteln oder in lichten Waldbereichen verbreitet sind Waldreben-Schleiergesellschaften, die manchmal undurchdringliche Vorhänge bilden.