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Rabenvögel

Rabenvögel sind weltweit mit fast 100 Arten verbreitet und haben alle Biotope von der Ebene bis zum Hochgebirge besiedelt. Mit bis zu 20 Jahren können sie recht alt werden. Rabenvögel sind sehr lernfähig, intelligent, neugierig, anpassungsfähig und besonders im Winter gesellig.

In Deutschland leben die zu den Rabenvögeln zählenden Arten Kolkrabe, Aaskrähe (Unterarten: Rabenkrähe und Nebelkrähe), Saatkrähe, Dohle, Alpendohle, Elster, Eichelhäher und Tannenhäher. Die Alpenkrähe ist um 1900 in Deutschland ausgestorben.

Die Lebensräume vieler Rabenvögel überschneiden sich mit denjenigen der Menschen. Viele Arten bleiben mehr oder weniger das ganze Jahr über in ihrem Brutrevier oder in dessen weiterer Umgebung. Tannenhäher des nördlichen Verbreitungsgebiets neigen in schneereichen Wintern dazu, invasionsartig in andere Gebiete auszuweichen; nördlich brütende Saatkrähen ziehen sogar regelmäßig in Überwinterungsgebiete.

Bedrohlich

Rabenvögel spielen in Mythen eine große Rolle, werden aber in Sprichwörtern, Märchen und Sagen verschieden dargestellt.

Ihr schwarzes Federkleid wurde als Sinnbild der Nacht, des Schattens und der Bedrohung angesehen. Auch ihre rauhe Stimme unterstreicht dieses Bild. Allein schon wegen des lautstarken Geräuschpegels sind große Saatkrähenkolonien bei den Anwohnern in Städten eher unbeliebt.

Vögel des Todes

Ihre nach jahrelanger Nutzung stark verschmutzten Kolonien brachten ihnen den Ruf von unsauberen Vögeln ein. Da sie Aasfresser sind, tauchten sie an Galgen und auf Schlachtfeldern auf. Deswegen wurden Rabenvögel als Vögel des Todes, des Jenseits und als Seelen der Toten angesehen. Wenn Rabenvögel im Winter in großen Scharen erschienen, galten sie als Boten der Not.

Verwandelte Menschen

Raben galten aber auch als verwandelte Menschen, als Vögel der Weisheit und der weisen Voraussicht. Diese Eigenschaften bekamen sie durch ihre Nachahmungsgabe und durch ihren Drang, Nahrung zu verstecken, zugewiesen.

Redewendungen

Noch heute verwenden wir zahlreiche Redewendungen, in denen Rabenvögel eine Rolle spielen: „schwarz“ oder „weise“ wie ein Rabe, „alt“ oder „zänkisch“ wie eine Krähe. Ein „Galgenvogel“, „Unglücksrabe“ oder „Rabenaas“ zu sein, „Rabeneltern“ oder eine „Krähenseele“ zu haben, bedeutet nichts Gutes. Im Alter bekommen wir auch noch „Krähenfüße“!

Fabeln und Märchen

In Fabeln steht der Rabe für einen eitlen Tölpel. In Wilhelm Buschs Aufzeichnungen ist er zwar den übrigen Hausgenossen dank seines Schnabels überlegen, endet aber durch seine Neugier in Likörglas und Strickzeug.

In Märchen stellen Raben und Krähen verwandelte Menschen dar, die erst durch die Treue Zweiter erlöst werden können. Im Glauben der sibirischen Schamanen verwandelt sich die menschliche Seele in Trance in einen Raben, der eine Verbindung zur Gottheit herzustellen vermag.

In anderen Kulturen

Die Römer, Araber, Mongolen, Slaven und Juden schrieben den Raben das Wissen um die Zukunft zu und weissagten früher aus ihrem kunstvollen Flug. In Griechenland sind sie Sinnbilder treuer Ehe und im Sanskrit Symbol der Langlebigkeit. In Siebenbürgen, Böhmen und Mähren bringen sie sogar die Kinder. Odin wurde von den Raben „Hugin“ und „Munin“, übersetzt von „Gedanke“ und „Gedächtnis“, begleitet, die seine Boten waren. In der Bibel ist der Rabe erfolgloser Kundschafter von Noah, versorgt aber den Propheten Elia mit Nahrung. Im Glauben des Mittelalters waren Raben Begleiter von Hexen. Schlechte Priester und Nonnen verwandelten sich in Raben und Krähen.

In Dresden kursierte ein Rezept für gekochte Elsterbrühe, die gegen Epilepsie helfen sollte.

Diese Aufzählung lässt sich beliebig fortsetzen. Sie soll die intensive Aufmerksamkeit illustrieren, die man den Rabenvögeln seit jeher schenkte.

Aussehen

Ist ihr Gefieder frisch gemausert, weist es einen Metallglanz auf. Viele Arten haben schwarze, graue, schwarz-weiße oder auch braune Gefiederpartien. Die männlichen Rabenvögel sind geringfügig größer als die Weibchen; äußerlich sind die Geschlechter nicht voneinander zu unterscheiden. Die Erneuerung ihres Federkleides zieht sich über 90 – 180 Tage hin, so dass sich der Beginn der Mauser und das Ende der Brutzeit teilweise überlappen.

Der starke Schnabel der Rabenvögel ist ein gutes Werkzeug zum Picken und Aufhacken, kann aber auch als Pinzette zum geschickten Hantieren verwendet werden. Da sie ihre runden Nasenlöcher nicht verschließen können, sind sie durch nach vorne gerichtete Borstenfedern geschützt.

Sie haben kräftige Laufbeine, die vorne durch Hornplättchen geschützt und hinten durch eine Schiene stabilisiert sind. Mit den Füßen können sie sehr geschickt Nahrung festhalten und dann mit dem Schnabel bearbeiten. So hält der Tannenhäher beispielsweise eine Haselnuss mit dem Fuß fest und hackt sie mit dem Schnabel am stumpfen Pol auf.

Fortpflanzung

Meist gehen Rabenvögel lebenslange Gemeinschaften mit einem Partner ein. So sieht man sie oft das ganze Jahr über paarweise auf Nahrungssuche, beim Fliegen oder Ruhen auf einem Schlafbaum. Im Herbst finden sich große Tierscharen zusammen. Auch zur Brutzeit im Sommer sieht man solche großen Ansammlungen, wobei es sich um Nichtbrüter handelt. Sie stellen eine Populationsreserve dar und können bei Ausfall eines Brutpaarpartners sofort einspringen. Andererseits machen sie den Brutpaaren das Leben schwer und werden von diesen aus dem Revier gejagt.

Die traditionellen Schlafbäume z. B. der Saatkrähe werden von vielen Tieren aus einem großen Umkreis aufgesucht. Die Nester der meisten Arten sind offen und napfförmig und aus Ästen und Reisig aufgebaut. Elstern überdachen ihre Nester gerne mit einer Haube, Dohlen brüten in Baumhöhlen, an Gebäuden oder in Kaninchenbauten. Saatkrähen bilden Kolonien, die aus vielen Nestern bestehen, welche sich oft in sehr geringen Abständen zueinander auf Bäumen befinden.

Zunächst wird die Grundlage des Nestes aus dornenbewehrten Zweigen gebaut und mit Erde verfestigt. Weiches Material, das zur Auspolsterung dient, wird erst zum Schluss verarbeitet. Normalerweise brüten Rabenvögel einmal im Jahr. Auch eine zweite Brut (Nachgelege) ist möglich, wenn sie ihr Erstgelege verloren haben. Das Weibchen brütet über 2,5 – 3 Wochen allein und wird vom Männchen gefüttert. Die Jungen sind Nesthocker und bei Elstern und Eichelhähern zunächst unbefiedert, bei anderen Arten spärlich mit Dunenfedern bedeckt. Sie werden von beiden Elternteilen gefüttert und gepflegt. Die Altvögel bringen ihnen Nahrung, die sie im Kropf transportieren. Wenn die Jungtiere ausgeflogen sind, bleibt der Familienverband dennoch mehrere Wochen bestehen. Bis die Jungvögel in der Regel mit einem Jahr geschlechtsreif sind, schweifen sie gesellig umher.

Nahrung

Tannenhäher und Eichelhäher legen Nahrungsverstecke an und horten dort ihre Nahrungsvorräte für den Winter und die Brutzeit. Viele Rabenvogelarten ernähren sich sehr vielseitig. Sie fressen Samen, Insekten, Kleinsäuger, Singvögel und deren Eier, Aas, menschliche Nahrungsreste oder Abfälle. Da das Angebot an Nahrung in Städten besonders groß ist, haben sich einige Rabenvogelarten hier einen neuen Lebensraum erobert. Tannenhäher sind dagegen Nahrungsspezialisten und fressen auch zur Brutzeit überwiegend Baumsamen. Deshalb beginnen sie schon im März mit der Brut und ernähren sich aus ihren Vorratslagern. Die Vorratshaltung befähigt sie dazu, auch Gebirgshochlagen und die Alpen zu besiedeln.

Natürliche Feinde

Ihre Feinde sind Habicht, Wanderfalke, Uhu, Adler, Marder, Fuchs, Wildschwein und der Mensch.

Verhalten

Rabenvögel gehören zu den Singvögeln, da ihr Stimmapparat anatomisch genauso aufgebaut ist wie derjenige der wesentlich melodischer rufenden Singvogelarten. Rabenvögel rufen und krächzen dagegen laut, können aber auch leise singen mit Imitationen und Pfeiflauten. Ihre Rufe dienen der Verständigung zwischen den Artgenossen und der Revierabgrenzung. Besonders Kolkraben verfügen über ein breites Spektrum an Lautäußerungen. Der Eichelhäher ist ein besonders guter Imitator von Tierstimmen und verblüfft immer wieder mit neuen Variationen seiner Lautäußerungen. Mit ihren Rufen können sich Rabenvögel über große Distanzen verständigen. So können z. B. Kolkraben Artgenossen benachrichtigen, wenn sie eine Beute gefunden haben.