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Fischadler

Fischadler (Pandion haliaetus)
Andere bekannte Namen: Flussadler, Fisch-Aar
Rote Liste Deutschland 2007: Kategorie 3 (gefährdet)

Fischadler gehören zu den Greifvögeln. Als Endglied in der Nahrungskette von Gewässern ist der Fischadler ein hervorragender Bioindikator für chemische Schadstoffe in Flüssen und Seen und somit auch für unsere Trinkwasserbelastung.

Nach einer Bestandsreduzierung um etwa 50 Prozent seit 1950 kam es in Deutschland ab den 1980er Jahren wieder zu einer verstärkten Zunahme der Fischadlerpopulation. Innerhalb von 20 Jahren von 1970 – 1990 hat der Brutbestand um das 2,4-fache, d.h. von 147 auf 346 Brutpaare zugenommen.

Die Zunahme vollzog sich vor allem in Ostdeutschland, wo das Verbreitungszentrum der Art in Deutschland lag und auch heute noch liegt. Die derzeitig noch anhaltende Zunahme führte zunächst nur zu einer Verdichtung des Brutbestandes, langsam aber auch zu seiner räumlichen Ausdehnung. Im Jahr 1988 waren 68 Kartenblätter (Messtischblatt 1 : 25.000 = 126 km²), 1998 bereits 144 mit mindestens einem Brutpaar besetzt. Nur wenige Paare der ostdeutschen Population siedelten sich in anderen Bundesländern an.  Im Jahr 2013 brüteten ca. 550 Paare in Deutschland (Sudholdt et al. 2013).

Verbreitung

Der Fischadler ist auf der Nordhalbkugel in allen Erdteilen mit 6 Rassen verbreitet. In Afrika kommt er an wenigen Stellen vor, ebenso in Neuguinea und Australien. Südamerika und die Polargebiete werden gemieden.

Gewässer, Wälder

Zum Fischfang benötigt er vor allem klare Gewässer, die ihm das Erspähen der Beute aus der Luft ermöglichen. Er horstet in Wäldern, in denen fischreiche Seen und Teiche bzw. größere, langsam fließende Flüsse zu finden sind. Zur Zugzeit erscheint der Fischadler an den verschiedensten Gewässertypen, auch an großen Fischzuchtanlagen.

Winter

Der Fischadler ist ein ausgesprochener Zugvogel, der im Mittelmeerraum und in Afrika südlich der Sahara überwintert. Nur ausnahmsweise bleiben erwachsene Einzeltiere in Mitteleuropa. Nicht geschlechtsreife Tiere bleiben dagegen oft im ersten Jahr in den Überwinterungsgebieten. Der Heimzug ins Brutrevier erfolgt im März oder April, der Wegzug von August bis Oktober.

Zerstörung des Lebensraumes, Jagd, Umweltgifte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die direkte Verfolgung durch Jäger, Eiersammler und Horstzerstörer zur Vernichtung vieler Brutpopulationen. Kanalisierung von Flüssen, Vernichtung von Flussauen und Verkleinerung des potentiellen Lebensraums trugen ebenfalls zum Rückgang der Bestände bei.

Sekundärlebensräume wie Baggerseen dienen meist nur wenig als Ersatz. Die Restbestände in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg konnten sich nach dem auch gegen andere Greife geführten Vernichtungsfeldzug nur wenig erholen.
In den 1950er und 1960er Jahren führte die Anwendung des Pestizids DDT in der Landwirtschaft zu dünnschaligen Eiern und damit zu weiteren Bestandseinbrüchen. Erst nach dem DDT-Verbot 1970 kam es langsam zur Erholung und zum Bestandsanstieg des Fischadlers.

Wichtige Gefährdungsfaktoren sind aktuell Tod an Stromleitungsmasten, Störungen der Brutplätze (z. B. durch Freizeitnutzung), ein verringertes Nahrungsangebot durch Gewässerverschmutzung, Belastungen der Nahrung mit Bioziden und Schwermetallen sowie ein unzureichendes Angebot von Nistbäumen in Wirtschaftswäldern (Bauer et al. 2005).

Die durch den nachlassenden Jagddruck auf den Zugwegen geringer gewordene Sterblichkeit und das durch Anbringen von Nisthilfen örtlich verbesserte Horstangebot kommen dem Fischadler zugute. Die Folgen der Landschaftsveränderung im westafrikanischen Überwinterungsgebiet hingegen sind derzeit kaum abzuschätzen, genauso wie die Auswirkungen neuerer Umweltgifte wie etwa die der Chlorparaffine.

Folgende Maßnahmen tragen zum Schutz des Fischadlers bei:

  • Einschränkung des Biozideinsatzes,
  • Schaffung von störungsfreien Horststandorten / Anbringung von Nisthilfen,
  • Besucherlenkung und Wegerückbau, Einrichtung von Horstschutzzonen zur Störungsminimierung,
  • Schaffung großer, beruhigter Flachwasserbereiche,
  • Erhaltung von Bäumen, die als Horststandort geeignet sind und
  • Reduzierung des Jagddruckes während des Zuges und der Überwinterung.

(Bauer et al. 2005)

Systematik

Ordnung: Accipitriformes (Greifvögel)
Familie: Pandionidae (Fischadler)

Aussehen

Der Fischadler ist größer als der Mäusebussard und wiegt 1,5 – 1,9 kg. Er fällt im Flug durch seine langen, schmalen und gewinkelten Schwingen, an der weißen Unterseite und dem häufigen Rütteln über dem Gewässer auf. Seine Flügelspannweite beträgt 150 – 170 cm. Männchen und Weibchen sind kaum zu unterscheiden. Der Fischadler ist lebhaft gezeichnet und kaum mit anderen Arten zu verwechseln.

Er hat einen dunkelbraunen Augenstreifen bei sonst weißem Brust- und Kopfgefieder. Das Kopfgefieder ist schopfartig verlängert und kann gesträubt werden. Auf der Oberseite und auf den Flügeldecken sind die Tiere braun mit hellen Federsäumen, auf der Flügelunterseite zieht sich ein breites, schwarzes Band von der Körperseite bis zum Flügelbug. Der dunkle Augenstreifen reicht bis zu den Halsseiten und verbreitert sich dort. Der Schnabel ist schwarz, die Füße blaugrau, die Iris gelb.

Der Körperbau weist einige Besonderheiten für den Fischfang auf: Füße mit starken, runden Krallen, rauh verhornte Unterseiten der Zehen zum Halten der glitschigen Beute, eine zur Unterstützung der Hinterzehe nach hinten wendbare Zehe zur Optimierung des Haltegriffs und verschließbare Nasenlöcher. Die Beine sind nur weit oben und nur kurz befiedert. Sein eng anliegendes Gefieder erleichtert das Tauchen, ein Schnabel mit überlanger Spitze kann die schuppige Fischbeute gut festhalten und zerkleinern.

Fortpflanzung

Als Zugvogel kehrt der Fischadler ab Ende März aus Westafrika in die ostdeutschen Brutgebiete zurück und besetzt in der Regel seinen angestammten Brutplatz. Seinen Horst setzt er in Mitteleuropa am häufigsten auf die Wipfel alter, kronendürrer und frei stehender Kiefern. Auch kommen Horststandorte an Felsen im Süden des Verbreitungsgebiets und als große Ausnahme sogar am Boden vor.

Der Fischadler ist anpassungsfähig. Seit den 1930er Jahren haben die Vögel in Ostdeutschland Masten von Stromleitungen als stabile Horstunterlage entdeckt. Heute brütet dort mehr als die Hälfte des Bestands in Höhen von 10 – 15 m. Einige dieser auffälligen Mastenhorste befinden sich in kurzer Entfernung zu Straßen oder Ortsrändern. Wenn die alten ostdeutschen Mastentypen im Zuge von Renovierungsarbeiten ersetzt werden, gehen viele Horstmöglichkeiten verloren, wenn es keinen Ersatz und entsprechende Schutzisolation auch an Nachbarmasten gibt. In Deutschland werden – vor allem von Erstbrütern - auch Kunsthorste angenommen.

Gerne werden die Horste vom Vorjahr wieder bezogen und erneuert. Über die Jahre können so große „Adlerburgen“ entstehen. Auch die Jungvögel kehren in das Revier ihrer Geburt zurück und versuchen, sich dort niederzulassen. Deshalb kommt es dort mitunter zu Streitigkeiten um den Brutplatz und gelegentlich zu Brutausfällen durch innerartlichen Stress. Bei hoher Dichte regulieren sich Greifvogelbestände wie in diesem Fall selbst.

Im 3. Lebensjahr beginnen die Tiere mit der Fortpflanzung. Ein Brutpaar bleibt mindestens für eine Saison zusammen. Aber auch Dauerehen über viele Jahre sind häufig. Die Partner treffen sich im Frühjahr, meist im April, wieder am Horst. Das Gelege besteht aus 1 – 3, selten 4 Eiern. Nach 34 – 40 Tagen schlüpfen die Jungen Anfang/Mitte Mai. Fischadler brüten nur einmal im Jahr, Nachgelege bei Verlust des Erstgeleges sind selten. Das Weibchen brütet fast ausschließlich, wird aber täglich einige Stunden für die eigene Nahrungssuche vom Männchen abgelöst. Das Männchen ist bis zum flügge werden der Jungen allein für deren Nahrungsversorgung zuständig.

Die Jungen müssen bis zu 7 Wochen von den Elterntieren geführt werden, bis sie den Horst verlassen. Der Horst spielt auch danach noch eine wichtige Rolle als Beuteübergabeplatz. Anschließend bleibt die Familie bis zum Beginn des Wegzugs noch etwa 2 – 6 Wochen zusammen.

Nahrung

Fische machen etwa 90 Prozent des Fischadler-Beutespektrums aus. Aus dem kreisenden Suchflug oder aus dem sogenannten Rüttelflug in 30 – 50 m Höhe über dem Wasser erspäht er seine Beute, auf die er sich mit angelegten Flügeln herabstürzt. Erst kurz oberhalb der Wasserfläche fährt er seine Fänge zum Ergreifen der Beute aus. Dabei entsteht eine spritzende Wasserfontäne, wenn der Fischadler in das Wasser eintaucht. Nachdem er sich kurz mit ausgebreiteten Flügeln auf der Wasserfläche treiben gelassen hat, versucht er, sich mit dem erbeuteten Fisch von der Wasserfläche wieder zu erheben. Merkt der Fischadler am Widerstand der Beute, dass er sie nicht aus dem Wasser ziehen kann, kann er sie durch Zehenspreizen wieder freigeben. Durch diesen Ablauf rettet er sich vor dem Ertrinken.

Nur etwa jeder 5. Stoß bringt auch Erfolg. In Seen mit starker Wassertrübung schlägt der Fischadler vor allem Beute, die sich an der Oberfläche befindet. Bei zu starker Wassertrübung kann er nur noch bei künstlich hoher Fischdichte (Teichwirtschaft) überleben.

Erbeutete Fische werden mit dem Kopf voran in den Fängen transportiert und z.T. schon während des Fluges gekröpft. Nach erfolgreichem Beutestoß kann es vorkommen, dass ihm ein Seeadler oder ein Milan die Beute abjagt.

Der Fischadler erbeutet überwiegend Weißfische mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 300 g, was in etwa seinem Tagesbedarf entspricht. Auch Forellen werden aus entsprechenden Gewässern gefangen, Kleinsäuger (z.B. Bisam, Wanderratte), Vögel, Amphibien und Reptilien spielen als Gelegenheitsbeute eine Rolle.

Eine Fischadlerfamilie mit drei Jungen benötigt in der Brutsaison zwischen 70 – 80 kg Fisch. Damit können Fischer den Einfluss des Fischadlers auf Fischbestände oder Fangerträge vernachlässigen.

Natürliche Feinde

In der Natur hat der Fischadler wenige natürliche Feinde. Einer Horstkonkurrenz durch den Seeadler entgeht er durch die Wahl seiner Horststandorte, die dem Seeadler meist zu offen in der Landschaft liegen. Gelege- bzw. Jungenfraß durch Rabenvögel oder andere Greife, Uhu oder Marder kommen vor.

Verhalten

Aufgrund des eiweißreichen Futters und des geringen Tagesbedarfs von 380 g Nahrung (dies entspricht ca. 2 größeren Fischen) kann es sich der tagaktive Fischadler leisten, die meiste Zeit ruhend auf einer Sitzwarte zu verbringen.

Die Art hat ein reiches Stimmenrepertoire und ist sehr ruffreudig.