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Uferwald

Als Uferwälder werden alle bach- und flussbegleitenden Auwälder zusammengefasst. Dabei handelt es sich um eine von mehreren Vegetationsformen, die in Auen vorkommen („Au“ bedeutet Wasser im Mittelhochdeutschen). Auen wiederum sind Lebensräume, die vom Wechsel zwischen niederer und hoher Wasserführung (Überschwemmungen) geprägt werden. Sie verdanken dem Wasser ihre Entstehung und Existenz und werden vom fließenden Wasser ständig neu geformt.
 
Natürliche, großflächige Auwälder sind in unserer ausgeräumten Landschaft sehr selten geworden. Schon vor Jahrhunderten wurden sie aufgrund ihrer nährstoffreichen und fruchtbaren Böden gerodet, trockengelegt und in Wirtschaftsland umgewandelt. Weitere Rodungen erfolgten, um Zugang zu Flüssen (wichtige Transportwege) zu erhalten. Im 20. Jh. wurde die großflächige Zerstörung fortgeführt, indem Flüsse als Folge zahlreicher neuer Staustufen für Energiegewinnung und Schifffahrt ihrer Hochwasserdynamik beraubt wurden. Durch das Begradigen von Flussläufen sank der Grundwasserspiegel vielerorts um mehrere Meter und regelmäßige Überschwemmungen blieben aus. Die Auen wurden damit ihrer gestaltenden Kräfte beraubt und verschwanden.
In Mitteleuropa findet man größere, naturnahe Auwälder nur noch an ganz wenigen Standorten: die Donauauen bei Wien, am Oberrhein (z.B. Taubergießen, Rastatter Rheinaue, Kühkopf-Knoblauchsaue, Lampertheimer Altrhein), die Elbauen oder Teile des Odertals. Da jedoch auch diese Flüsse überall verbaut und verändert wurden, kann die dortige Auendynamik bereits nicht mehr als natürlich bezeichnet werden. Ansonsten säumen nurmehr kleinflächige Auwaldreste hier und da naturnahe Ufer von Fließgewässern. Meist sind sie nicht viel größer als ein paar hundert Quadratmeter, oder sie verlaufen als Galeriewald mit nur wenigen Metern Breite entlang der Ufer.

Starke Dynamik

Wenn Regenfälle über längere Zeit ausbleiben, können Auwaldbereiche auch wieder trockenfallen. Kein anderer Lebensraum in Mitteleuropa weist eine derart starke Dynamik auf wie die natürlichen Auwälder. Die dort lebenden Tiere und Pflanzen müssen daher sehr anpassungsfähig sein und insbesondere die schnell wechselnde Wasserversorgung tolerieren. Andererseits bringen die Überschwemmungen auch viele Vorteile mit sich.

Lebensraumstrukturen

Neben der guten Nährstoffversorgung sorgt die Dynamik der Hochwässer für einen Wechsel verschiedenster Lebensraumstrukturen auf engstem Raum: Der unterholzreiche, dichte Auenlaubwald ist eng verzahnt mit langsam und schnell fließenden Gewässerarmen, stehenden Tümpeln,  trockenen, warmen Standorten auf Kiesbänken, offenem Dornbuschgelände, Uferbereichen, Röhrichten, Sümpfen, Feuchtwiesen und steilen Lehmufern. Dies sorgt für einen hohen Artenreichtum an Pflanzen und Tieren.

Baum- und Straucharten

Die Vielfältigkeit der Auwälder hängt auch damit zusammen, dass die Rotbuche in der Aue nicht überlebensfähig ist, obwohl sie als sehr konkurrenzstarke Baumart fast alle anderen natürlichen Wälder in Deutschland dominiert. Sie kann die Hochwasserdynamik, vor allem die Sommerhochwässer nicht verkraften. Daher können sich andere Baum- und Straucharten in der Aue ausbreiten, die besser an die dortigen Bedingungen angepasst sind.

Zonen

Je nach Entfernung vom Flussbett verändert sich der Einfluss von Grund- und Hochwasser. Anhand daran angepasster Pflanzenarten kann man - vom Flussbett ausgehend - verschiedene Zonen unterscheiden:

  • Der Uferbereich, der bereits bei schwankenden Wasserständen überflutet wird und nur im Sommer zeitweise trocken fällt, wird von schnellwüchsigen einjährigen Kräutern besiedelt.
  • Weiter oben, wo während höherer Wasserstände Überschwemmungen herrschen, können dann hochwüchsige Gräser (sogenannte Flussröhrichte) wachsen.
  • Es folgen die ersten Pioniere des Auwaldes, vor allem die schnell wachsenden Weidengebüsche aus Purpur- und Mandelweide. Diese Weidengebüsche bilden einen schmalen, meist nur saumartig ausgebildeten Übergang zur Weichholzaue.
  • Die Weichholzaue nimmt die Flächen ein, die bei regelmäßigen Hochwässern überflutet werden.
  • Noch weiter vom Fluss entfernt, in Bereichen, die nur noch bei sehr hohen Hochwässern unter Wasser stehen, folgt schließlich die Hartholzaue.

Vorkommen

Bachauenwälder sind eine typische Erscheinungsform der Ober- und Mittelläufe von schnell fließenden Bächen und kleinen Flüssen. Weichholz- und Hartholzauen hingegen bilden sich an den Unterläufen großer Flüsse (s. folgende Absätze).

Flora

Da viele Gewässer in ihrem Oberlauf einen gestreckten, eingetieften Verlauf haben, beschränkt sich der Bachauwaldbereich häufig auf einen schmalen Ufersaum mit ein-oder mehrreihigen, galerieartigen Baumbeständen. Diese, aus Schwarz- oder Grauerle aufgebauten Galeriewälder mit ihren Erlenbeständen spielen eine wichtige Rolle für das Bachökosystem. Der Bach wird beschattet, wodurch sich das Wasser nicht aufheizen kann, und kühles Wasser ist sauerstoffreicher als warmes.
Wenn die Täler etwas ebener verlaufen oder die Bäche an Hindernissen zurückstauen, können Bachauwälder auch großflächiger vorkommen.

Typische Pflanzen:Schwarz- und Grauerle, Esche, Weiden, Bergahorn, Faulbaum, Pfaffenhütchen, Blutroter Hartriegel, Gewöhnlicher Schneeball

Es gibt verschiedene Arten von Bachauwäldern, z.B.:

Bach-Erlen-Eschenwald

Bach-Erlen-Eschenwald: kommt außerhalb der Alpen im Flach- und Hügelland vor. Schwarzerle und Esche sind hier die dominierenden Bäume, je nach Standort begleitet von Traubenkirsche, Johannisbeere oder Winkelsegge, sowie Dünnähriger Segge, Hängesegge, Pestwurz und Milzkraut.

Grauerlenauwald

Grauerlenauwald: wächst auf kalkreichen Böden der Gebirge und des Alpenvorlandes. In diesen höheren Lagen wird die Schwarzerle durch die Grauerle ersetzt. Begleitgehölze und -pflanzen sind Esche, Bergahorn, Traubenkirsche, Blutroter Hartriegel, Waldziest, Eisenhut, Echtes Springkraut und Akeleiblättrige Wiesenraute.

Hainmieren-Schwarzerlenwald

Hainmieren-Schwarzerlenwald: gedeiht an Standorten im Hügel- und Bergland, die zwar häufig, aber immer nur kurzzeitig überflutet sind. Auf diesen für die Rotbuche ungeeigneten Standorten wachsen Schwarzerle, Esche, Bergahorn, Bruchweide, Hainsternmiere, Geißbart, Pestwurz, Sumpf-Pippau, Mädesüß und Berg-Kälberkropf.

Die Wurzeln der Erle wachsen in das Bachwasser hinein. Sie bilden dadurch eine Art Palisade, die die Ufer vor Erosion schützt. Gleichzeitig ist der Wurzelvorhang ein wichtiges Versteck für Kleinfische und Wasserinsekten. Die Stillwasserzonen, die sich hinter den Baumwurzeln bilden, sind eine wichtige Lebensraumstruktur, da sie der ungestörten Nahrungsaufnahme und dem Unterschlupf von Gewässerorganismen dienen (z.B. Fische, Flusskrebse, Makrozoobenthos). Verschiedene Wildtierarten nutzen Bauchauenwälder als schutzbietendes Gebiet (Einstand).

Vorkommen

Weichholzauwälder besiedeln die Bereiche eines Flusstales, die mehrmals im Jahr überschwemmt werden. Großflächige Ausprägungen finden sich an Flüssen, die in einem breiten, flachen Tal verlaufen, in dem sich das Hochwasser weit ausbreiten kann. Weichholzauwälder sind in Deutschland von vollständiger Vernichtung bedroht.

Anpassungsfähigkeit

Pflanzen der Weichholzaue können wochen- oder monatelang (bis 190 Tage im Jahr) überflutet sein, ohne Schaden zu nehmen. Am Oberrhein hat man festgestellt, dass Weichholzauwälder bis zu vier Meter hoch überschwemmt werden können und dass die unteren Stammteile durchschnittlich die Hälfte des Jahres unter Wasser stehen. Die Bäume der Weichholzaue können dies nur überleben, weil sie besondere Formen der Anpassungen entwickelt haben.
Pflanzen, die nicht an Hochwässer angepasst sind, können bei dauernder Überflutung nicht über die Wurzeln atmen, weil die Poren im Boden statt mit Luft mit Wasser gefüllt sind. Der Sauerstoff reicht nicht aus und die Wurzeln fangen an zu faulen. Die Bäume und Sträucher der Weichholzaue haben hingegen ein kompliziertes Luftkammer- und Luftaustauschsystem in Rinde und Holz entwickelt: Die Poren sind groß und miteinander verbunden, damit ist auch bei Überflutungen eine Sauerstoffversorgung der Wurzeln möglich. Dauern Hochwässer länger an, können einige Arten auch zusätzliche Wurzeln am Stamm bilden. Bei Weiden hat man festgestellt, dass sie bis zu 300 Tage Überschwemmung ohne Schaden überstehen können. Durch das spezielle Luftkammersystem und die großen Luftkammern fühlt sich das Holz schwammig oder faserig an – daher der Name Weichholzaue.
Eine weitere Anpassung an die Hochwässer ist die schnelle Regenerationsfähigkeit der Gehölze. Wunden am Stamm, die z.B. entstehen wenn Äste durch die Strömung abgerissen wurden, heilen sehr schnell. Außerdem regen solche Verletzungen die Wurzelbildung sowohl am Stamm als auch an abgerissenenen Ästen an. Wenn diese nach dem Hochwasser absinken, können sie sofort wieder neu austreiben.
Weiden setzen der Strömung im Hochwasser wenig Widerstand entgegen, da ihre Blätter lang und schmal sowie ihre Zweige und Stämme, besonders bei den Jungpflanzen, sehr biegsam und elastisch sind. Dadurch bleibt der Schaden bei Überflutungen gering. Junge Weidentriebe sind außerdem mit einer wächsernen Schutzschicht überzogen.

Flora

Weichholzauen sind relativ artenarm. Die wichtigsten Baumarten sind Weiden und Pappeln. Beide sind recht kurzlebig (Lebensdauer etwa 60 bis 80 Jahre). In der Krautschicht finden sich viele stickstoffliebende Pflanzen, da durch Überschwemmungen ständig neue Nährstoffe in Form von Treibgut, Schlamm und organische Schwebstoffe angelandet und abgelagert werden.

Typische Pflanzen:Silberweide, Korbweide, Purpurweide, Schwarzpappel, Mandelweide, Silberpappel, Hybridpappel, Holunder, Faulbaum, Schneeball, Weißdorn, Hartriegel, Traubenkirsche, Brennessel, Sumpfdotterblume, verschiedene Seggen, Rohrglanzgras, Schilfarten, Knoblauchsrauke, Hahnenfuss, Echte Nelkenwurz, Blutweiderich, Engelwurz, Mädesüß, Beinwell

Naturnahe Weichholzauen bilden ein dichtes Gestrüpp ineinander verflochtener Pflanzen. Überwuchert wird dieses Dickicht von Hopfen. Dies ist die einzige Liane, die derart langanhaltende Überschwemmungen verträgt. Die ins Wasser hängenden Äste des Auwaldes bremsen die Strömungsgeschwindigkeit und kämmen die Schwebstoffe aus dem Wasser. Dadurch wirken sie als Sedimentfänger, die sich ihren eigenen fruchtbaren Untergrund immer wieder neu aufbauen.
Eine gute Durchfeuchtung und die sommerliche Wärme sorgen dafür, dass die herangetragenen Nährstoffe während der Vegetationsperiode schnell umgesetzt werden können.

Mit zunehmender Entfernung zum Fluss gewinnen Eschen, Eichen und Ahorn die Vorherrschaft. Dies ist ein Zeichen dafür, dass hier der Übergangsbereich zur Hartholzaue beginnt.

Vorkommen

Die Wälder der Hartholzaue wachsen auf Flächen, die nur unregelmäßig von außergewöhnlich starken Hochwässern heimgesucht werden. Diese Flächen können je nach der Talform verschiedene Größen annehmen. Hartholzauenwälder können 2 – 3 m hoch überflutet werden. Ihre Pflanzengesellschaften verkraften eine Überstauung mit Wasser bis zu 100 Tage im Jahr. Vor allem während der sehr starken Frühjahrshochwässer kann auch die Hartholzaue lange andauernd überschwemmt werden. Anders als in der Weichholzaue sind diese Flächen jedoch nicht der starken Hochwasserströmung ausgesetzt.

Flora

Durch ein gemäßigtes Hochwasserregime können sich andere Pflanzenarten ansiedeln als in der Weichholzaue. Die dominierenden Baumarten Eiche, Ahorn und Ulme sind wertvolle „Harthölzer“, die z.B. im Werkzeug- und Möbelbau eingesetzt werden – daher der Name. Begünstigt durch den hohen Nährstoffgehalt kommen hier rund 140 verschiedene Pflanzenarten vor.

Typische Pflanzen: Esche, Feld- und Flatterulme, Stieleiche, Silber- und Graupappel, Bergahorn, Walnuss, Schwarzpappel; Brennessel, Giersch, Waldengelwurz, Rotbraune Schuppenwurz, Echtes Springkraut, Echter Baldrian, Lungenkraut, Gemeiner Beinwell; Hopfen, Efeu, Gewöhnliche Waldrebe, Schmerwurz, Wilde Weinrebe und Kratzbeere

Im Frühling, wenn die unbelaubten Zweige viel Licht bis zum Boden kommen lassen, blühen Bärlauch, Aronstab, Buschwindröschen, hohe Schlüsselblume, Wald-Ziest, kleines Schneeglöckchen, Scharbockskraut, Waldgelbstern, Zweiblättriger Blaustern, Lerchensporn und Märzenbecher.

Zonen

Innerhalb ausgedehnter Hartholzauen kann man je nach Entfernung zum Flussbett noch einmal drei Zonen unterscheiden:

  • Im Übergang von der Weichholz- zur Hartholzaue finden sich noch Pappeln und Weiden.
  • Die darauf folgende Zone wird von Eschen und Ulmen dominiert.
  • Die am weitesten vom Fluss entfernten Bereiche, die seltener überschwemmt werden, haben einen sehr hohen Anteil an Stieleichen.

Bäume

Die Bäume der Hartholzaue sind sehr langlebig. Eine Verjüngung erfolgt erst, wenn alte Bäume zusammenstürzen und kleine Lichtungen entstehen, die von neuen Jungpflanzen besiedelt werden. Viele andere feuchtigkeitsliebende Pflanzen siedeln sich zwischen und unter den Bäumen an, was vielschichtige, urwaldähnliche Wälder entstehen lässt. Unter den Wipfelbereichen der höheren Bäume bilden Traubenkirsche, Feldahorn, Wildbirne, Wildapfel, Haselnuss, Pfaffenhütchen, Schneeball, Holunder, Wilde Johannisbeere und Brombeere das „nächst tiefere Stockwerk“.

Die Freizeitnutzung von Bächen und Flüssen schließt immer auch die Nutzung der entsprechenden Uferstrukturen mit ein. Auwälder werden mit Pfaden oder Wegen durchzogen, damit Wassersportler*innen zu ihren Ein- und Ausstiegstellen gelangen. Hinzu kommt die hohe Attraktivität von Ufer- und Auenbereichen für Erholungssuchende mit und ohne Hund, Spaziergänger*innen, Wander*innen, Reiter*innen und Jäger*innen.

Lärm und Beunruhigung durch Menschen bergen die Gefahr, dass störungsanfällige Vogelarten verscheucht werden und ihre Eier in den Nestern zurücklassen. Direkte Verbauung durch Zufahrten und Wege, aber auch Verdichtung durch regelmäßiges Betreten schädigen Boden und Vegetation und verändern damit den natürlichen Lebensraum.
Durch den flächenfressenden Kiesabbau wurde der Untergrund vieler Flussauen nachhaltig verändert. Entwässerung, Kanalisierung und der Bau von Poldern tragen ebenfalls zur Gefährdung von Auwäldern bei. Heute gehören sie zu den am meisten bedrohten Waldbiotopen Europas und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands.

Betroffene Tierarten

Amphibien; Reptilien; Säugetiere; Vögel

Auwälder sind nach § 30 BNatSchG grundsätzlich geschützt. Wegen ihrer Seltenheit sind Eingriffe in diese Lebensräume untersagt.

Einfluss von Grundwasser und Hochwasser

Grundwasser durchzieht den Untergrund als breiter, unterirdischer Strom, der parallel zu den Bächen und Flüssen verläuft. Die Wurzeln der Ufergehölze können bis in den Grundwasserstrom hinein wachsen. Der Stand des Grundwassers schwankt stark mit dem aktuellen Wasserstand des angeschlossenen Fließgewässers. Bei Niedrigwasser strömt Grundwasser in das Gewässerbett, bei Hochwasser strömt Wasser in die umgekehrte Richtung. Durch diese Grundwasserschwankungen wird das Lückensystem des Bodens regelmäßig ausgespült. Der Boden wird gleichzeitig mit Sauerstoff angereichert, was für das Wachstum der Pflanzen ganz wichtig ist.

Bedeutung von Uferwäldern für Natur und Wirtschaft

Uferwälder sind wichtige Flächen für den Hochwasserschutz, da sich die Wassermassen hier ungehindert ausbreiten können. Sie ermöglichen eine wirksame Wasserrückhaltung und dämpfen Hochwasserspitzen.
Wichtig für den Wasserhaushalt ist auch der Austausch des Oberflächenwassers der Fließgewässer mit dem Grundwasser, was die Trinkwasserspeicher auffüllt. Auch die Selbstreinigungskraft des Wassers erhöht sich um ein Vielfaches durch die ungeheure Fläche der Auen. Man kann die bewaldeten Auenbereiche als große biologisch aktive Oberfläche definieren, in der Wasser filtriert wird und Nährstoffe aus dem Wasser entnommen werden. Die Ablagerung tonreicher Lehmschichten, die mehrere Meter dick werden können, kann dazu beitragen, dass kaum noch Verunreinigungen (z.B. Pestizide) ins Grundwasser dringen.

Viele vorteilhafte Aspekte der Uferwälder wurden schon früh genutzt. Vieh wurde hier geweidet, Schweine in den Auwäldern gemästet, Brenn- und Bauholz geschlagen. Vor allem die Edelhölzer der Hartholzaue hatten große Bedeutung für Möbelschreinerei und Werkzeugbau. Schilf, Gras und Laub diente als Einstreu in den Ställen. Lehm und Ton wurde zum Hausbau (Lehmfachwerk) und zum Töpfern benötigt, Kies und Sand beim Bau von Häusern und Straßen eingesetzt.

Bereiche der Weichholzaue wurden nach dem zweiten Weltkrieg für den Anbau von Pappeln genutzt. Hintergrund dafür war die große Kälte der Nachkriegswinter und die Knappheit an Heizmaterial. Häufig wurden amerikanische Pappelarten angepflanzt, die sich mit einheimischen Arten kreuzten , so dass heute dort eine große Anzahl verschiedenster Pappelhybriden vorkommt.

Weidenrindentee gilt aufgrund der antibakteriellen und schmerzstillenden Wirkung schon lange als Heilmittel bei Entzündungen und Infektionen. Genauso wie das Mädesüß, enthält die Weide Salicylsäure. Der Name Salicylsäure lässt sich auf die wissenschaftliche Bezeichnung „Salix“ für die Weide zurückführen. 1929 konnte erstmals die Salicylsäure aus Weiden isoliert werden. Heutzutage wird Salicylsäure für die Verwendung im Aspirin künstlich hergestellt, jedoch in einer modifizierten, besser verträglichen Form, der Acetylsalicylsäure.